Jesus in Bad Company

In Adolf Holls Jesus in Bad Company begegnet man einem Roman, der mit scharfem Blick soziale Konstellationen und religiöse Sehnsüchte in einer zugleich kalten und fühlbaren Atmosphäre verhandelt. Der Erzähler verwebt Alltagsbeobachtungen mit moralischen Fragen, ohne jemals in plumpe Lehrmeisterei zu verfallen. Die Figuren treten als Träger von Schuld, Zweifeln und rastloser Suche nach Sinn auf, wobei ihre Dialoge oft mehrdeutig und widersprüchlich bleiben. Holls Sprache balanciert zwischen nüchterner Präzision und einer fast glühenden Skepsis gegenüber Optimismus und Glauben. Der Titel deutet programmatisch eine Begegnung mit dem Verbotenen oder Privilegierten an, die im Roman in stille Konflikte mündet. Damit wird ein Spannungsfeld geschaffen, in dem sich persönliche Freuden und brüchige moralische Codes gegenseitig herausfordern. Der Text operiert mit Wendungen, die intim wirken, ohne in sentimentale Verklärung zu verfallen. Insgesamt zeichnet sich das Werk durch gezielte Reduktion, scharfes Beobachtungsvermögen und eine kompromisslose Auseinandersetzung mit der Frage nach Sinn und Verantwortlichkeit aus.