Raron 2013

Der Text verweigert bewusst jede rein beschreibende Aufzählung der lieferbaren Angebote und richtet seinen Blick stattdessen auf die literarische Verdichtung des titelgebenden Werks von Collectif. In diesem Band materialisiert sich eine kollektive Reflexion, die sich jenseits individueller Stimmen verselbstständigt und Zirkel von Perspektiven zu einem ausgedehnten Panorama zusammenschaltet. Die Autorenschaft, anonym oder kollektiv etikettiert, fungiert weniger als Einzelgänger denn als Aggregat historischer Wahrnehmungen, das die Komplexität moderner Räume artikuliert. Von Beginn an wird eine Spannung zwischen dokumentarischer Präzision und poetischer Abstraktion aufgebaut, als ob Landkarten und Schriften zugleich What-if-Zeichen wären. Die Erzählweise oszilliert zwischen nüchterner Aufnahme und suggestiver Symbolik, wodurch geografische Modelle zu metaphysischer Fragestellung werden. Der Ton bewegt sich im Grenzbereich zwischen Inquiry and Inventory, wodurch der Leser gezwungen ist, die Welt nicht bloss zu sehen, sondern zu interpretieren. Politische und soziale Konstellationen manifestieren sich beiläufig in der Struktur der Kapitel, sodass das Werk als kritische Landkarte zeitgenössischer Verhältnisse fungiert. Letztlich bleibt Raron 2013 eine Dichtung der Kontingenz: wachsam, offen, unerledigt.