Satre: Zeit der Reife - Die Wege der Freiheit [Band 1]
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3351012055 - Jean Paul Sartre: Zeit der Reife -
Jean Paul Sartre

Zeit der Reife - (1988)

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ISBN: 3351012055 bzw. 9783351012052, Band: 1, in Deutsch, 414 Seiten, Aufbau, Berlin und Weimar, gebundenes Buch, gebraucht, akzeptabler Zustand, Erstausgabe.

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Auflage 1988 ISBN 3-351-01205-5 Ausgabe für die Deutsche Demokratische Republik mit Genehmigung der Ro-wohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg Der Vertrieb ist nur in den sozialistischen Ländern gestattet Copyright Copyright 1949 by Rowohlt Verlag GmbH, Stuttgart Copyright 1986 by Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg Der Band erschien in der Reihe «Jean-Paul Sartre, Gesammelte Werke in Einzel- ausgaben. In Zusammenarbeit mit dem Autor und Arlette El Kaim-Sartre herausge- geben von Traugott König» Copyright 1945 by Librairie Gallimard, Paris, und 1981 by Editions Gallimard, Paris Karl-Marx-Werk, Graphischer Grossbetrieb, Pössneck V15/30 Printed in the German Democratic Republic Lizenznummer 301.120/183/88 Bestellnummer 613 688 6 01280 Leseprobe: Umschlagtext Meine Absicht ist, einen Roman über die Freiheit zu schreiben. Ich wollte den Weg einiger Personen und sozialen Gruppen zwischen 1938 und 1944 nachzeichnen. Dieser Weg wird sie bis zur Befreiung von Paris, wenn auch vielleicht nicht bis zu ihrer eigenen füh- ren. Aber ich hoffe, dass man zumindest ahnt, was jenseits der Zeit, bei der ich stehenbleiben muss, die Bedingungen für eine vollständige Befreiung sind. In die- sem Roman, der drei Bände umfassen wird, glaubte ich nicht überall die gleiche Technik anwenden zu können. Während der trügerischen Windstille der Jahre 1937/38 konnten Leute aus bestimmten Kreisen noch die Illusion haben, sie hätten eine nach aussen hin völlig abgeschlossene, abgeschottete indi- viduelle Geschichte. Daher habe ich Zeit der Reife in der üblichen Weise erzählt und nur die Beziehungen eini- ger Individuen zueinander gezeigt. Aber mit den Septembertagen von 1938 bre- chen die Abschottungen zusammen. Das Individuum hört zwar nicht auf, eine Monade zu sein, aber es fühlt sich in eine Partie hineingezogen, die es über- steigt. Es bleibt ein einzelner Gesichts- punkt gegenüber der Welt, aber es er- tappt sich dabei, wie es zu etwas Allge- meinem wird und sich auflöst. Es ist eine Monade, die leckt und nicht mehr aufhören wird zu lecken, ohne je unter- zugehen. Um die Zwiespältigkeit dieser Situation wiederzugeben, habe ich auf die «grosse Leinwand» zurückgreifen müssen. In dem Band Der Aufschub wird man alle Personen aus Zeit der Reife wiederfinden, aber verloren in einer Menge anderer Leute. Ich wollte sowohl vermeiden, von einer Menge oder einem Volk wie von einer Einzelperson zu sprechen und ihr, wie es Zola in Germinal tut, Neigungen, Absichten und Vorstellungen zuzuschreiben, als auch, sie auf die Summe der Elemente zu reduzieren, aus denen sie besteht. Ich habe versucht, von den Simultantechni- ken zu profitieren, wie sie von Dos Pas- sos und Virginia Woolf ausprobiert wor- den sind. Ich habe das Problem genau an dem Punkt wiederaufgegriffen, bei dem sie es belassen hatten, und ich habe versucht, auf diesem Weg etwas Neues zu finden. Der Leser wird sagen, ob es mir gelungen ist. Sartre, 1945 ..... gefällt mir, mich über den Kapitalismus zu entrüsten, und ich möchte nicht, dass er abgeschafft wird, weil ich dann keine Veranlassung mehr hätte, mich zu entrüsten, es gefällt mir, mich verächtlich und einsam zu fühlen, es gefällt mir, nein zu sagen, immer nein, und ich hätte Angst, dass man versuchen würde, tatsächlich eine lebenswerte Welt aufzubauen, weil ich dazu nur noch ja sagen und es wie die anderen machen müsste. Von oben oder von unten: wer würde es entscheiden? Brunet hat entschieden: er denkt, ich bin ein Schwein. Jacques auch. Daniel auch: sie haben alle entschieden, dass ich ein Schwein bin. Der arme Mathieu, er ist verkracht, er ist ein Schwein. Und was kann ich gegen sie alle tun? Man muss entscheiden. Aber wie entscheide ich?> Als er vorhin nein gesagt hatte, hielt er sich für aufrichtig, eine bittere Begeisterung war aus seinem Herzen aufgestiegen. Aber wer hätte in diesem Licht das kleinste bisschen Begeisterung bewahren können? Es war ein jede Hoffnung beendendes Licht, es verewigte alles, was es berührte. Das kleine Mädchen würde ewig seilspringen, das Seil würde ewig über seinem Kopf schwingen und ewig den Bürgersteig unter seinen Füssen peitschen, Mathieu würde es ewig ansehen. Wozu seilspringen? Wozu? Wozu entscheiden, frei zu sein? In diesem selben Licht waren in Madrid, in Valencia Menschen ans Fenster getreten, sie sahen die ausgestorbenen und ewigen Strassen an, sie sagten: Mathieu ging wieder ins Zimmer, aber das Licht verfolgte ihn dorthin. Auf dem Tisch lag ein Briefbeschwerer, der einen Krebs darstellte. Mathieu fasste ihn beim Rücken, als wäre er lebendig. Wozu? Wozu? Er liess den Krebs wieder auf den Tisch fallen und entschied: IX üs war sechs Uhr; beim Verlassen seines Büros hatte Daniel sich im Spiegel des Vorzimmers angesehen, er hatte gedacht: , und er hatte Angst gehabt. Er bog in die Rue Reaumur ein: darin konnte man sich verstecken, das war nur ein Saal im Freien, eine Wandelhalle. Der Abend hatte die Geschäftshäuser geleert, die sie säumten; man kam wenigstens nicht in Versuchung, sich hinter ihren schwarzen Scheiben Intimitäten vorzustellen. Befreit schweifte Daniels Blick zwischen den löchrigen Steilwänden geradeaus bis zu der Lache aus modrigem, rosa Himmel, die sie am Horizont umschlossen. Es ging nicht so mühelos, sich zu verstecken. Sogar für die Rue Reaumur war er zu auffällig; die grossen, geschminkten Nutten, die aus den Geschäften kamen, warfen ihm dreiste Blicke zu, und er fühlte seinen Körper: «Schlampen», stiess er zwischen den Zähnen hervor. Er hatte Angst, ihren Geruch zu atmen: eine Frau kann sich noch so waschen, sie riecht. Zum Glück waren Frauen hier trotzdem ziemlich selten, das war keine Strasse für Frauen, und die Männer kümmerten sich nicht um ihn, sie lasen im Gehen ihre Zeitungen oder heben müde ihre Brillengläser oder lächelten verwundert ins Leere. Es war eine richtige Menschenmenge, obwohl sie etwas dünn gesät war, sie wanderte langsam dahin, ein schweres Menschenmengenschicksal schien sie niederzudrücken. Daniel fiel in den Schritt dieses langsamen Zuges, er übernahm von diesen Männern ihr schläfriges Lächeln, ihr unbestimmtes und bedrohliches Schicksal, er verlor sich: in ihm war nur noch ein dumpfes Grollen von Lawinen, er war nur noch ein vergessenes Lichtgestade: ufarühb.ei Marcelle an, ich habe Zeit, ein bisschen herum- Er richtete sich steif und misstrauisch auf: er war wieder bei sich. er konnte sich nie sehr weit verlieren.
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3351012055 - Sartre, Jean- Paul: Zeit der Reife - Die Wege der Freiheit, Band 1. Deutsch von Uli Aumüller
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Zeit der Reife - Die Wege der Freiheit, Band 1. Deutsch von Uli Aumüller

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Zeit der Reife Die Wege der Freiheit Band 1 (1988)

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