Swisstopo : 25 000 ago

Der Band „Swisstopo: 25 000 ago“ von Lago di Poschiavo 1 entfaltet sich in einem lakonisch behutsamen Erzählen, das die schweizerische Topografie nicht als rein technische Ordnung, sondern als Gedächtnisraum begreift. Der Text oszilliert zwischen nüchterner Kartografik und poetischer Andeutung, wobei der Blick von alpinem Schrecken zur stillen Gelassenheit wandert. Die Autorenschaft sammelt Epoche um Epoche analoger Landschaftsbilder, ohne sich in Oracleien Legenden zu ergehen, sondern mit einer präzisen, fast sachlichen Sprache zu zeichnen. Die Darstellung erscheint wie eine Reise durch Raster und Grenzlinien, die zugleich innere Grenzerfahrungen der Leserinnen und Leser provoziert. Es ist eine Meditation über Distanz und Nähe: Auf einer 1:25.000-Karte mag die Welt klein erscheinen, doch der Text offenbart, wie viel Grosses in der Kleinstruktur einer Karte verborgen liegt. Die Prosa arbeitet mit kurzen, pointierten Sätzen, die eine stille Spannung erzeugen, als ob der Leser eine Küstenlinie entlanggeht und dabei Stücke eigener Erinnerung mitbreitet. Die literarische Leistung liegt darin, Kartenwerk und Gedicht, Dokumentation und Gefühl miteinander zu verschränken, ohne die Würde der Wissenschaft zu verraten. So wird das Buch zu einer feinen Kulisse, hinter der sich ein unterschwellig romantischer Sinn für Erkundung und Verantwortung gegenüber Raum und Zeit entfaltet.