Swisstopo 1 : 100 000 Zürich St.Gallen

In dieser kurzen, nüchternen Karte von Sotto Ceneri offenbart sich der Sage nach kaum mehr als eine topografische List. Der Titel verweist auf eine kartographische Welt, die sich in stets nüchterner Ordnung präsentiert, doch hinter den linearen Linien pulsiert ein stiller Perspektivenwechsel: Wie viel Raum lässt eine Karte dem menschlichen Träumen, dem Wandern, dem Verirren? Die Differenzierung von Bahn-, Strassen- und Wegnetz wird nicht bloss als Information, sondern als ästhetische Entscheidung gelesen, die Bewegungen in der Landschaft zu strukturieren. Die Siedlungs- und Geländedarstellung fungiert als eine Art verlorener Spiegel der Wirklichkeit, in dem Grenzziehungen zwischen Offiziellem und Erlebtem sichtbar werden. Die klare Beschriftung wirkt wie ein rhetorischer Adapter, der die Leserschaft zu einer Reise über Abschnitte hinweg einlädt, ohne physisch zu bewegen. Die Zielgruppen — Velofahrer, Motorrad- und Autofahrer — werden zu navigating bodies, deren Orientierung durch die Karte eine Art kontrollierte Freiheit erfährt. Zugleich bleibt der Untertitel auf Distanz: Der Autor bleibt anonym, als ob die Karte selbst die Stimme wäre, die den Raum spricht. Die Beschreibung zeigt eine Stapelung von Funktionen, die zusammen eine pragmatische Ästhetik erzeugen, in der Funktionalität zur Form wird. Insgesamt erscheint Swisstopo 1:100 000 Sotto Ceneri als kompaktes Handbuch der Orientierung, das zugleich eine stille Meditation über das Verhältnis von Raum, Bewegung und Wahrnehmung bietet.