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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter100%: Milsch, Torsten: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (ISBN: 9783492958660) 2013, 2. Ausgabe, in Deutsch, auch als eBook.
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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter94%: Milsch, Torsten: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (ISBN: 9783492055284) in Deutsch.
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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter
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9783492958660 - Milsch, Torsten: Mutti ist die Bestie (eBook, ePUB)
Milsch, Torsten

Mutti ist die Bestie (eBook, ePUB)

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ISBN: 9783492958660 bzw. 3492958664, in Deutsch, Piper, München/Zürich, Deutschland, neu.

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Vorwort Dieses Buch ist notwendig geworden, weil ich in meiner über 30 Jahre währenden ärztlichen und psychoanalytischen Arbeit mit ansehen musste, wie bei allen Veränderungen in unserer Gesellschaft eines immer gleich blieb. Viele Patienten, die zu mir kamen, zeigten weiterhin dasselbe Grundproblem der fehlenden Empathie- und Dialogfähigkeit: Sie konnten sich weder in sich selbst oder andere offen einfühlen, noch waren sie zu einem ehrlichen Dialog mit sich selbst und anderen fähig. Daher fehlte ihnen die emotionale Grundlage für ein selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Leben mit Gesundheit, Zufriedenheit und Erfolg in Familie, Beruf und Gesellschaft. Und mittlerweile habe ich es einfach satt. Der Grund für so viele psychische Erkrankungen, Verhaltensauffälligkeiten, Gefühlsstörungen, gescheiterte Beziehungen, zerbrochene Familien, gestörte und blockierte Lebensläufe, der Grund für so viel Leid, Enttäuschung, Misserfolg und Krankheit in unserer Gesellschaft liegt zu Hause. Bei Mutti. Bei einer Mutter, die so wenig Selbstwertgefühl hat und so egozentrisch ist, dass sie keine liebevolle, sorgende Mama sein kann, sondern eine machtgierige, manipulierende Mutti sein muss. Ich weiss, dass man das nicht sagen darf. Die Stellung der Mutter ist tabu. Ich sage es trotzdem. Ich habe den scharfen Kontrast zwischen Mama und Mutti am eigenen Leib erlebt, die Folgen aufgearbeitet und mir bewusst gemacht und bin darum sensibilisiert für diese Thematik, vor der die meisten lieber die Augen verschliessen. Ja, ich nehme in diesem Buch die Muttis aufs Korn. Um das gleich hier und in aller Deutlichkeit zu sagen: Ich greife nicht die Mütter an. Das wäre ja auch absurd. Und übrigens greife ich auch nicht die Frauen pauschal an. Ich liebe meine eigene Mama, und »Muttis« müssen keine Frauen sein. Ich greife mit diesem Buch etwas ganz anderes an. Die »Mutti«, so wie ich sie bezeichne, ist ein Charakter, eine Bezeichnung für eine ganz bestimmte Sorte Mensch, die eine ganz bestimmte Form der Egozentrik auslebt – auf Kosten der Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Muttis hinterlassen durch ihre als Fürsorglichkeit getarnte, hinterrücks brutale Umarmung einen grausamen, im Allgemeinen völlig unterschätzten Flurschaden um sie herum. Eine Mutti in diesem Sinne können auch Männer sein, insbesondere, wenn ihr Wirken den Rahmen der Familie verlässt, wenn sie in Unternehmen und Organisationen oder in der Gesellschaft allgemein skrupellos ihre Macht ausspielen und vielen Menschen eine gesunde persönliche Entwicklung unmöglich machen. In den Familien sind es meist Frauen, die als Muttis ihr zerstörerisches Werk vor allem an ihren Kindern, aber auch an ihren Männern vollbringen. Die Kinder werden klein und unselbstständig gehalten, die Männer werden zu Pantoffelhelden degradiert. Wenn Muttis – ob Männer oder Frauen – in Spitzenämter vorstossen, dann benutzen sie das Unternehmen, die Organisation oder das ganze Land für ihr diktatorisches Mutti-System, das vor allem eine Aufgabe hat: ihre Macht zu erhalten. Ich weiss aber, dass es auch viele sensible, liebevolle und verantwortungsvolle Mütter gibt. Ich nenne sie Mamas. Meine Mutter war eine solche. Meine Eltern waren beide Unternehmer und führten ein modernes, tätiges Leben. Wir hatten eine Haushälterin, die auch unsere Kinderfrau war und bei uns wohnte. Meine Oma war für mich und meine sieben Jahre ältere Schwester da, und der Geschäftsführer unserer Firma war für mich eine wichtige männliche Bezugsperson, wenn meine Eltern auf Geschäftsreise waren. Sie gaben mich in eine Freie Waldorfschule, wo ich vom verpflichtenden Religionsunterricht verschont blieb. Alles war gut organisiert, meine Eltern hatten sich viele Gedanken gemacht, wie sie es einrichten mussten, um guten Gewissens viel unterwegs sein zu können – es war wunderbar. Ich bin meinen Eltern noch heute dankbar für die ersten acht Jahre meines Lebens. Sie haben mich geprägt. Ohne diese Zeit wäre ich heute nicht ein so streitbarer und unbequemer Freigeist, mein Selbstbewusstsein als erwachsener Mensch ist in dieser Zeit angelegt worden. Und ohne diese ersten acht freien Jahre wäre dieses Buch nie entstanden. Leider ging es mir wie Schneewittchen. Meine Mutter starb, als ich erst sechseinhalb Jahre alt war. Sie war noch sehr jung, erst 34, aber sie erlag dem Krebs. Was dann folgte, war schlimm: Als ich acht war, zog meine Stiefmutter ins Haus: sehr jung, sehr attraktiv, sehr unerfahren, streng katholisch, den Kochlöffel schwingend. Sie führte ihr absolutistisches Regime ein, feuerte unsere Kinderfrau und liess uns taufen. Sie war das krasse Gegenmodell zu meiner leiblichen Mutter. Zunächst verwöhnte sie mich, und ich konnte so ungezogen sein, wie ich wollte – ich war ja ihr Liebling. Sie dominierte meinen Vater und machte ihn zum Pantoffelhelden. Nur weil er alles zuliess, konnte sie nach Belieben schalten und walten. Die Firma ging durch sie rasch den Bach runter. Als ich elf Jahre alt war, wurde das Verhalten meiner Stiefmutter zu mir schlagartig anders – sie bekam ihren eigenen Sohn. Unter meinem Protest wurde ich ins katholische Internat abgeschoben. Sie war eben eine Mutti. Aber sie konnte mich nicht brechen, die acht freien Jahre hatten mich gefestigt. Ich erlebte ernste Schwierigkeiten im Leben, aber ich blieb mehr oder weniger heil. Es hatte auch sein Gutes: Durch ihre destruktive Terrorherrschaft weiss ich heute, wie sich viele Kinder fühlen. Ich kenne beide Seiten, ich kenne die liebende, zugewandte Mama, und ich kenne die oberflächlich lächelnde, innerlich aber kalte und gefühllose Mutti – und beides sehr genau. Leider kennen die meisten unterdrückten Kinder nur die eine, die schlimme Seite und können deshalb nicht ermessen, wie schön es ist, eine echte Mama zu haben. Mit diesem Buch will ich Ihnen die Augen öffnen: Unsere Gesellschaft ist infiziert mit Mutti-Systemen. Mittlerweile hat die Zunahme von psychischen Erkrankungen dramatische Formen angenommen. Immer mehr Fälle von Depressionen, Ängsten und Burn-out sind der Grund für dramatisch gewachsene Krankenhauseinweisungen, Millionen von Fehltagen, Verdopplung der Arbeitsunfähigkeitstage und Erwerbsminderungsrentner in zehn Jahren. Um etwas zu tun und nicht immer nur zu schimpfen, habe ich versucht, in Medien und Parteien konstruktiv mitzuarbeiten, um gesellschaftliche Veränderungen dort anzustossen, wo sie am notwendigsten wären – aber ich bin krachend vor die Mutti-Wand gelaufen. Von offener, an der Sache orientierter Diskursfähigkeit sind wir in Deutschland Lichtjahre entfernt. Die politische und mediale Meinungsbildung ist ein Machtprozess, kein ergebnisorientierter Umgang mit Themen oder Inhalten. Unser Regierklub und die Medienmacher liessen verlauten: kein akuter Handlungsbedarf. Ich habe mich mit führenden Persönlichkeiten unserer Gesellschaft getroffen und über die Probleme gesprochen, die in der Keimzelle unserer Gesellschaft bestehen, nämlich in der Familie. Dafür bin ich ausgewiesener Fachmann und habe etwas zu sagen. Immerhin werden meine langjährigen Diagnostik- und Therapieerfahrungen durch repräsentative Ergebnisse der Empathie- und Psychopathieforschung bestätigt. Zum Beispiel: Frauen und Männer können von ihrer Anlage her ähnlich empathisch und psychopathisch, ehrlich und verlogen, liebevoll und gewalttätig sein. In modernen Gesellschaften haben Frauen und Männer daher bei ähnlicher Sozialisation und kultureller Entwicklung auch ähnliche Möglichkeiten und Grenzen in Familie, Beruf und Gesellschaft. Auf diesen fundierten Erkenntnissen basierend, habe ich konkrete Lösungsansätze und Vorschläge jenseits aller Parteigefüge und des medialen Mainstreams ausgearbeitet. Immer ging es mir um Verbesserungen der Persönlichkeitsentwicklung von Jungen und Mädchen sowie der Beziehungsbildung für passende Partnerschaften von Frauen und Männern, Müttern und Vätern in Familie, Beruf und Gesellschaft. Darauf basiert doch alles, was unsere Gesellschaft ausmacht – besonders die qualifizierte frühkindliche Erziehung und Bildung unserer Kinder. Aber ich habe in Medien und in Parteien ausser Ablehnung, Gleichgültigkeit, Schulterzucken oder ohnmächtigem »Sie haben ja recht« hinter vorgehaltener Hand nichts erreicht. Warum sind wir so machtlos und so veränderungsresistent?, habe ich mich gefragt. Meinen Patienten und Klienten konnte ich doch helfen. Aus der Weiterentwicklung von Persönlichkeiten und Paarbeziehungen konnte ich viel lernen, Muster und Erfolgsfaktoren, Hemmnisse und Lösungsansätze analysieren und aufdecken. Es geht doch! Ich weiss, wenn wir die zwischenmenschlichen Probleme in den Familien offen beim Namen nennen und an der Wurzel packen, lösen wir den Knoten. Der Grund der meisten unserer Probleme liegt im Umgang bestimmter Mütter und ihrer Stellvertreterinnen mit unseren Kindern. Hier gibt es zu wenige Mamas und zu viele Muttis. Mamas lieben ihre Kinder und freuen sich an deren körperlichem, geistigem und seelischem Wachstum, das sie mit allen ihren Mitteln fördern. Muttis lieben sich selbst und benutzen ihre Kinder, die Berufswelt oder die Gesellschaft, um sozial mächtig zu bleiben. Besonders die frühkindliche Zeit aber ist die Zeit, in der wir die Kinder schutzlos den Muttis ausliefern. Hier, in den ersten sechs Lebensjahren, werden ganze Persönlichkeiten schon im Ansatz zerstört. Massenweise. Ja, hier wird unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft kaputt gemacht. Mit diesem Buch will ich einen Beitrag dazu leisten, dass wir Kinder in kompetenteren Familien, Kindergärten und Schulen mit mehr Mamas und Papas besser zu selbstbestimmten und selbstverantwortlichen, erfolgreichen und zufriedenen Bürgern sich entwickeln lassen. Denn zu viele Familien, Bildungs- und Gesellschaftssysteme in Deutschland – Muttis und Mutti-Systeme – fordern und fördern zu viel Abhängigkeit und Kontrolle, Unterordnung und Gehorsam. Torsten Milsch, Dezember 2012 Teil 1: Mutti-Familien 1 Mutti hat immer recht Marie empfängt mich herzlich lachend und bietet mir sofort eine Tasse Kaffee und einen Stuhl an. Sie selbst stellt sich an den Herd ihrer Landhausküche und beginnt mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Durch die hohen Fenster fällt die Nachmittagssonne auf den massiven Holztisch. Die beiden Kinder sitzen dort still übereck und machen Hausaufgaben. Bücher, Stifte und Hefte liegen neben einer Schale voller Äpfel und Birnen. Rosen stehen auf dem Tisch und verströmen ihren schweren Duft. Marie klappert mit dem Geschirr, stellt die Teller und das Besteck bereit. Sie schneidet Gemüse und Brot. Ihre Kinder scharren mit den Stühlen und beugen sich über ihre Hefte. Eine selten gewordene Idylle erlebe ich in diesem behaglichen, überlegt dekorierten Haus. Nur wenige Mütter sind heute noch an der Seite ihrer Kinder, wenn diese ihre Schularbeiten erledigen. Und doch steckt etwas in diesem häuslichen Frieden, das mich irritiert: Der zwölfjährige Jan kaut abwesend an seinem Stift. Seine zwei Jahre ältere Schwester Anne kramt endlos in ihrer Schulmappe herum, während ihre Mutter und ich uns unterhalten. Ich erinnere mich an meine eigene Schulzeit und daran, dass ich meine Hausaufgaben in meinem Zimmer ganz in Ruhe machte. »Stört euch das nicht, wenn wir hier reden?«, frage ich die Kinder. »Nein, das sind die beiden gewohnt, sie machen ihre Schularbeiten immer bei mir in der Küche«, antwortet Marie. Neugierig frage ich die Kinder, weshalb sie das nicht in ihren Zimmern erledigen. Und wieder kommen die Kinder gar nicht dazu, mir zu antworten. Marie macht das schon für sie: »Natürlich haben die beiden ein eigenes Zimmer und auch einen Schreibtisch, das gehört sich ja so.« Betont wende ich mich noch einmal an die Kinder: »Na, dann wundert mich das noch mehr – ihr seid doch alt genug, um allein Hausaufgaben zu machen, oder?« Beide schauen mich erstaunt an. Marie greift ein: »Aber ich bitte Sie – eine Familie gehört zusammen, es ist doch viel schöner, wenn man beieinander ist und alles gemeinsam macht.« Inzwischen hat sie mein Unbehagen gewittert und lächelt nervös. »Hier in der Küche ist es doch viel gemütlicher, und es ist für uns alle praktischer. Da kann ich auch mal eingreifen, wenn etwas ist. Wer weiss, was die beiden machen, wenn sie allein sind!« In der Viertelstunde, in der ich am Tisch sitze, habe ich erlebt, dass Anne unkonzentriert ist und Jan mit seinen Lateinaufgaben ziemlich zu kämpfen hat. Die Mutter aber hat nicht einmal hingeschaut. »Helfen Sie Jan oft bei den Aufgaben?«, frage ich. Marie schaut auf ihren Sohn. »Ach, wissen Sie, bei Latein kann ich ihm sowieso nichts sagen, das habe ich in der Schule nie gehabt.« Die Zügel fest in der Hand Muttis wirken auf den ersten Blick liebevoll bemüht, denn es geht ihnen ja offenbar um das Wohl der Kinder, um die bestmögliche Unterstützung und um ein harmonisches Familienleben. Was könnte man ihnen also vorwerfen? Ist es nicht richtig, dass sie sich sorgen? Dass sie sich ins Zeug legen und sich für die Familie einsetzen? Natürlich ist es das. Vordergründig. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite erkennt man, dass sie alles unter ihre Kontrolle stellen. Nicht nur den Platz, an dem die Hausaufgaben gemacht werden, sie bestimmen auch, was die Kinder dabei zu empfinden haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Vollzeithausfrauen, Halbtagsberufstätige oder Karrierefrauen handelt. Ob sie überhaupt Kinder haben und, wenn ja, wie viele, ob sie mit oder ohne Mann an ihrer Seite leben. Muttis halten die Zügel in der Hand und tun alles dafür, dass das auch so bleibt. Für sie gibt es nur richtig oder falsch, und darüber, was richtig und was falsch ist, bestimmt Mutti allein. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Gerade für Kinder ist es sehr schwer, neben einer solchen Mutti zu bestehen, denn sie weiss nicht nur alles, sie beobachtet und bewertet auch alles. Sie erklärt und deutet die Geschehnisse im Familienkosmos. Kleine Kinder übernehmen Muttis Weltsicht, weil sie keine andere kennen. So bekommt Mutti die Deutungshoheit über alles, bedingungslos und umfassend. Durch die uneingeschränkte mütterliche ***nz entsteht ein Schwarz-Weiss-Denken, das in der Folge die Sichtweise der Kinder einengt. Es legt die Art und Weise fest, in der sie die Menschen um sich herum und deren Verhalten beurteilen und interpretieren. Diesem umfassenden Einfluss können sich Kinder nur selten entziehen: Wir machen die Hausaufgaben in der Küche! Bei uns sind alle gern zusammen! Wenn die Kinder sich mit Freunden treffen wollen, bringt Mutti sie hin. Und sollten sie ausnahmsweise allein gehen, ruft sie kurz an, ob die beiden auch gut angekommen sind. Fahrdienste übernimmt Mutti permanent und ohne zu klagen. Denn mit dem fürsorglichen Holen und Bringen kontrolliert sie auch den Umgang. Man möchte ja schliesslich wissen, wo und mit wem die Kinder die Freizeit verbringen. Und gerade in der Pubertät kann Mutti nicht wachsam genug sein. Bereits 1998 ergab eine Untersuchung der Universität Dortmund, dass ein Drittel der 690 befragten Kinder seinen Schulweg nicht kannte: Diese Kinder wurden mit dem Auto gebracht. Jeden Tag. Es werden heute noch mehr sein. Denn warum gründen sich Initiativen wie zum Beispiel die des Schweizer Kantons Bern, die dafür wirbt, dass Kinder wieder zu Fuss zur Schule gehen sollten? »Taxifahrten zur Schule verbauen Kindern ein Stück Freiheit« heisst es im Flyer. Und für die Kinder: »Ich gehe zu Fuss zur Schule – weil ich andere Kinder treffe und viel erlebe.« Das Hamburger Abendblatt berichtete von einem Aktionstag am 22. September 2006, an dem das »Eltern-Taxi« zu Hause bleiben sollte. Ein Tag ohne – und 200 Tage mit? Und wer fährt diese Taxis? Zum grössten Teil sind es die Muttis, wie meine Beobachtungen bei morgendlichen Spaziergängen zur Schule in der Nachbarschaft ergeben. Ist das pure Sorge? Der zunehmende Strassenverkehr? Ein vorgeschobenes Argument bei breiten Fusswegen und Tempo-30-Zonen im Wohngebiet. Das ist Kontrolle. Rein ins Auto, raus aus dem Auto und lückenlos übergeben von der Aufsicht der Mutti unter die Aufsicht der Klassenlehrerin, im schlimmsten Fall der Mutti-Stellvertreterin im Schulgebäude. Nach und nach zimmern Muttis auf diese Weise ein abgeschottetes System, das nach ganz eigenen Regeln funktioniert. Ob Sauberkeit, Benehmen, Leistung oder die Meinung über andere – in der Familie fängt alles an. Hier machen wir unsere prägenden Erfahrungen, und hier lernen wir, was Liebe und was Macht ist. Tische ohne Decken Als eine meiner Nachbarinnen, nennen wir sie Cornelia, für drei Wochen zur Kur fährt, bricht in ihrer Familie das Chaos aus. Es gibt keine Tischdecken mehr, das Lieblings-T-Shirt liegt tagelang schmutzig auf dem Boden, und abends steht noch das Frühstücksgeschirr auf dem Tisch. Niemand kümmert sich darum, dass die Hausaufgaben gemacht werden und die Sportsachen für den morgigen Tag bereitliegen. Jedes Familienmitglied muss sich selbst organisieren und sehen, wie es im Alltag klarkommt. Täglich müssen Aufgaben neu verhandelt und abgestimmt werden, das Familienleben führt Vater Sven durch management by chaos. »Endlich werde ich mal gefragt, was ich will«, sagt der neunjährige Marcel zufrieden und entscheidet sich für ein Leberwurstbrot mit Gurke als Pausensnack, das er sich sogar selbst schmiert und dekoriert. Er muss mehr überlegen, sich einbringen, für sich selbst sorgen – doch das bereitet ihm ungeahnte Freude. Auch Luisa entdeckt ein neues Leben mit mehr Entscheidungsspielraum: Als der Vater mit den Kindern zum Einkaufen fährt, packt Luisa Heidelbeer- und Ananasjoghurt in den Wagen. »Das will ich mal probieren, Mama nimmt immer nur Erdbeerjoghurt«, sagt sie. Auf dem Heimweg verspricht der Vater, am Abend Pfannkuchen zu machen. »Du kannst kochen?«, fragen die Kinder verwundert. »Na klar, als ich Student war, habe ich immer gekocht. Jetzt macht das aber Mama. Ihr wisst ja, sie hat es nicht so gern, wenn ich mich in ihre Küche stelle, sie macht das am liebsten selbst.« Nach dem Pfannkuchenabend kuscheln sich die Kinder mit dem Vater aufs Sofa. Marcel fragt, ob er mit dem Fahrrad in die Schule fahren darf, und sein Vater erlaubt es ihm. »Wirklich? Mama sagt immer, das ist viel zu gefährlich.« Die Familie hat während der muttifreien Zeit nicht nur entdeckt, dass es ein Leben jenseits der gewohnten Linsensuppe gibt, die Mama so gut vorkochen kann und die es deshalb so oft zu essen gibt. Die Dunstglocke mütterlichen Sorgens und Wohlwollens hat sich verzogen: Frischer Wind fegt durch die Familienburg. Aber es ist auch ungewohnt und anstrengend, nicht mehr rundum eingebettet zu sein. Sobald Cornelia aus der Kur zurück ist, zieht das alte Regiment wieder ein. Sie schimpft über den Saustall, der in ihrer Abwesenheit entstanden ist, und wirft sich auf die Bügelwäsche. Mit den Tischdecken werden die alten Sitten wieder aufgelegt, und Sven und die Kinder murren nur kurz. Erleichtert lassen sie sich wieder in die Mutti-Hängematte fallen. Der Abenteuerurlaub ist vorbei. Zwar kommt ab und an noch ein Ananasjoghurt auf den Tisch, aber alles in allem sind die alten Regeln schnell wieder in Kraft. Das Familienleben mit Mutti ist geordnet, durchorganisiert und perfektioniert. Wie die Familie nach aussen auftritt, wie sie sich präsentiert, wie sich ihre Mitglieder gegenüber Aussenstehenden verhalten und welche Gewohnheiten sie ausprägen – das alles wird von ihr bestimmt. Selbst Essverhalten, Vorlieben, Geschmack und Genussfähigkeit werden von frühester Kindheit an von Mutti gesteuert. »Liebe geht durch den Magen«, pflegt sie zu sagen, und damit wird jeder Widerspruch im Keim erstickt: Was Mutti kocht, hat dem Kind zu schmecken. Was sie auftischt, ist ein Zeichen ihrer mütterlichen Liebe. Wagen Sie als Freund der Familie, dem Kind eine ungewohnte Speise anzubieten, kann es Ihnen passieren, dass die Mutti feststellt: »Das schmeckt ihm nicht!«, noch bevor sich das Kind überlegen konnte, ob es das Essen vielleicht einmal kosten möchte. »Das schmeckt ihm nicht«, dann schmeckt es nicht! Zu Hause wird altersgerecht gekocht, extra für das Kind frisch zubereitet, mit Liebe natürlich. Weist es den Löffel zurück, weist es die Liebe zurück. Dieses existenzielle Risiko kann ein kleines Kind nicht eingehen – also isst es den Teller leer, auch wenn es ihm nicht schmeckt. Es lernt früh, dass Widerspruch zwecklos ist und mit Liebesentzug nicht unter einer Stunde bestraft wird. Diese Form von Kontrolle funktioniert sehr gut – weil sie so subtil ist und weil Mutti stets damit argumentiert, dass sie ja nur das Beste für alle will. Dabei tut sie so, als ob sie keine Wahl hätte, sich anders zu verhalten, einmal gefasste Entschlüsse oder Meinungen zu überdenken, alte Gewohnheiten zu revidieren. Die übrigen Familienmitglieder haben kaum eine Chance, das Spiel zu durchschauen, weil sie permanent darin verwickelt sind. Deshalb sind Experimente auch nur von kurzer Dauer. So entsteht ein abgeschottetes System, das jedem in der Familie als festes Gerüst dient. Doch die Bequemlichkeit hat ihren Preis: Bezahlt wird später im Leben, und zwar teuer. Harmonie in der Wagenburg Junkfood kaufen wir nicht! Milch ist gesund! Die Meiers von gegenüber sind total asozial! Fussball ist was für Rüpelkinder! Angelina Jolie ist widerlich! Kinder übernehmen nicht nur den Geschmack und die geltenden Regeln von ihren Muttis, sondern auch deren Meinung. Das kann nicht nur Bequemlichkeit sein, dahinter steckt System. Ein fatales System, wie ich als analytischer Psychotherapeut in meiner Praxis immer wieder erlebe. Denn es wird von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Eine unabhängige, selbstbewusste Mutter kann ihren Kindern vermitteln: Du bist etwas wert. Sie liebt ihr Kind, ob es ihrer Meinung ist oder nicht. Sie kann es zulassen, dass das Kind sich auf den Weg macht, selbstständiger und selbstbewusster wird. Diese Mütter schaffen positive Beispiele für die Erziehung von Kindern zu autarken und aufrechten Menschen. Doch die anderen, die Muttis, sind selbst in Abhängigkeit erzogen worden, ihr Selbstwertgefühl wird von der Bestätigung anderer diktiert. Wenn sie brav sind, Leistung bringen und tun, was von ihnen erwartet wird, dann fühlen sie sich gut. Dieses Muster leben sie selbst, indem sie versuchen, die besten Muttis der Welt zu sein. Und dieses Muster geben sie an ihre Kinder weiter. Jedes Kind hat immer wieder mal ungeheure Wut auf die Mutter, und jede Mutter ungeheure Wut auf das Kind. Aber das dürfen sie nicht zulassen, das darf nicht sein. Die Gefühle werden unterdrückt und weggepackt, »verdrängt«, sagen wir Psychotherapeuten. Wie soll ein solchermassen erzogenes Kind lernen, zu sich und seinen Gefühlen zu stehen? Es lernt: Mama hat mich nur lieb, wenn ich lieb bin. Den Kindern ist Wut und Hass verboten, genau wie die Mütter keine echten Gefühle zulassen. Was zählt, sind die Fassade und der Gedanke an die Nachbarn, an die eigenen Mütter und die Schwiegermütter. Was sollen sie alle denn bloss denken, wenn in unserer Familie gestritten wird? Nein, wir halten zusammen. Doch die Harmonie ist teuer erkauft. Wie in einem totalitären System wird der Blick über den Gartenzaun und die Grenzen verbaut. Denn die Unterwerfung unter Muttis Herrschaft funktioniert am besten, wenn keiner aus der Familie etwas anderes kennt. Die Kinder wollen bei Freunden übernachten? Der Mann mit Kumpels ein paar Tage in die Berge? Bloss nicht! Wer etwas Neues erlebt und für gut befindet, ist eine Gefahr für den Status quo, den Mutti für alle festgelegt hat. In einem abgeschotteten System sind Muttis keiner Konkurrenz ausgesetzt. Sie wehren sich auch ganz vehement dagegen, sich mit anderen Verhaltensmustern auseinandersetzen zu müssen oder diese gar zu übernehmen. Denn das hiesse, dass ihr Status als alleinige Instanz in allen Lebensfragen massiv an Bedeutung verlieren würde und dass die Macht im eigenen Reich verloren ginge. Wenn Fremde kommen und Fragen stellen, wird die Zugbrücke hochgezogen. Nicht nur durch ***nz und Kontrollsucht machen Muttis ihren Kindern eine selbstbestimmte Entwicklung schwer. Im Sinne dieser Wagenburgmentalität entwickeln Muttis auch das tief verwurzelte Bestreben, Abweichler im Inneren kaltzustellen. Das äussert sich in ihrer Harmoniesucht, die vordergründig allen Familienmitgliedern ein möglichst friedliches Leben bietet und alle miteinander gegen eine feindliche Aussenwelt schützt. Harmonie muss herrschen in Muttis Welt: »Diese Muffins hab ich speziell für dich gebacken! Die magst du doch so gern!« Aber wehe, das Kind weigert sich. Da wird Mutti böse sein oder traurig, was für Kinder oft noch schlimmer ist. Also ist es einfacher zu essen. Und wenn das Kind scheinbar entscheiden darf zwischen einem Ausflug mit der Familie seines Freundes in den Vergnügungspark und dem Besuch mit Mutti bei ihrer Patentante – »Tante Marga wird aber ganz schön enttäuscht sein, wenn du nicht mitkommst!« –, wird es ihm immer lieber sein, den Freund zu enttäuschen als die Mutti. In den meisten Familien wird unter dem Deckmantel der Harmonie tunlichst geschwiegen. Den Muttis geht es darum, ihr Ideal eines friedlichen Familienlebens zu verwirklichen. Es ist ihnen in keiner Weise bewusst, was sie damit anrichten und welche Folgen das vor allem für ihre Kinder hat.
Kategorie: E-Book
Daten vom 13.04.2014 13:29h
ISBN (andere Schreibweisen): 3-492-95866-4, 978-3-492-95866-0
Milsch, Torsten:
Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter
Zuerst gefunden: 22.04.2013 00:50:21
Zuletzt gefunden: 16.08.2019 19:13:02
Höchster Preis: Fr. 15.64 ( 15.99)¹ (vom 22.04.2013 00:50:21)
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