Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus
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Adam Tooze (Autor), Yvonne Badal

Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationals (2008)

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ISBN: 9783570550564 bzw. 3570550567, vermutlich in Deutsch, Pantheon, gebundenes Buch.

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Pantheon, 2008. 2008. Hardcover. 21,6 x 13,6 x 4,4 cm. Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 0.
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Adam Tooze (Autor), Yvonne Badal

Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationals (2008)

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Pantheon, 2008. 2008. Hardcover. 21,6 x 13,6 x 4,4 cm. Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 0.
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Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland ~DE HC

ISBN: 9783570550564 bzw. 3570550567, vermutlich in Deutsch, Pantheon, gebundenes Buch.

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Pantheon, 2008. 2008. Hardcover. 21,6 x 13,6 x 4,4 cm. Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Economy Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber.
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Adam Tooze (Autor), Yvonne Badal

Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationals (2008)

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Pantheon, 2008. 2008. Hardcover. 21,6 x 13,6 x 4,4 cm. Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Economy Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber.
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Adam Tooze (Autor), Yvonne Badal

Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationals (2008)

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ISBN: 9783570550564 bzw. 3570550567, vermutlich in Deutsch, Pantheon, gebundenes Buch.

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Pantheon, 2008. 2008. Hardcover. 21,6 x 13,6 x 4,4 cm. Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Economy Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber.
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Adam Tooze (Autor), Yvonne Badal

Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationals (2008)

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Pantheon, 2008. 2008. Hardcover. 21,6 x 13,6 x 4,4 cm. Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Economy Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber.
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Adam Tooze (Autor), Yvonne Badal

Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationals (2008)

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Pantheon, 2008. 2008. Hardcover. 21,6 x 13,6 x 4,4 cm. Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Economy Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber.
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Adam Tooze (Autor), Yvonne Badal

Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationals (2008)

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Pantheon, 2008. 2008. Hardcover. 21,6 x 13,6 x 4,4 cm. Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 20. Jahrhundert Drittes Reich Nationalsozialismus Drittes Reich SozialGeschichte Wirtschafts-Geschichte Nationalsozialismus Ideologie Economy Ökonomie ISBN-10 3-570-55056-7 / 3570550567 ISBN-13 978-3-570-55056-4 / 9783570550564 Ein Meilenstein der NS-Forschung - Adam Tooze entwirft in seiner fulminanten Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Wirtschaft eine neue Sicht auf die Geschichte des »Dritten Reichs« und den Zweiten Weltkrieg. Er weist nach, dass Hitlers Weg zur Macht, seine »Erfolge« vor 1939 und alle seine Entscheidungen während des Kriegs stets von wirtschaftlichen Interessen mitbestimmt wurden. Die Vorstellung, das »Dritte Reich« sei gleichsam ein unaufhaltsamer Panzer gewesen, angetrieben von einer heiss laufenden Wirtschaft, galt lange Zeit als eine zentrale Erklärung für den Verlauf der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie Adam Tooze überzeugend zeigen kann. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und England, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen. Richtig jedoch ist, dass wirtschaftliche Überlegungen die nationalsozialistische Politik ab 1933 stark beeinflusst haben. Hitlers Weltbild war nicht nur politisch und rassenbiologisch, sondern in hohem Masse auch ökonomisch geprägt. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden, koste es, was es wolle. Dieser rücksichtslose Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch vermochte er den halben Kontinent zu verwüsten und Millionen von Menschenleben zu vernichten. Mit seinem Buch legt Adam Tooze eine Geschichte der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland vor, die einen neuen Blick auf das Herrschaftssystem des »Dritten Reichs« und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die erste umfassende Wirtschaftsgeschichte des »Dritten Reichs«. Ein Standardwerk. Adam Tooze hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur deutschen Industriegeschichte einen Namen als Wirtschaftshistoriker gemacht. 2002 erhielt er für seine Arbeit den Philip Leverhulme Prize für Geschichte. Einem breiteren Publikum wurde er durch seine Debatte mit Götz Aly um dessen Buch "Hitlers Volksstaat" bekannt. Tooze lehrt neuere europäische Wirtschaftsgeschichte in Cambridge. Wie war das möglich? Im Jahr 1938 begannen die Machthaber des »Dritten Reiches« den zweiten blutigen Vernichtungsfeldzug Deutschlands im Laufe von kaum einer Generation. Zuerst schien es, als sei Hitlers Wehrmacht unaufhaltsam, besser vorbereitet und aggressiver als die Armee des Kaisers. Doch während Hitler von Sieg zu Sieg stürmte, mehrten sich auch seine Feinde. Zum zweiten Mal stiess Deutschland mit seinem Anspruch auf die Beherrschung des europäischen Kontinents gegen eine Mauer. Im Dezember 1941 befand sich das »Dritte Reich« nicht nur mit dem Britischen Empire und der Sowjetunion, sondern auch mit den Vereinigten Staaten im Krieg. Es sollte zwar noch drei schreckliche Jahre und fünf Monate dauern, doch der Untergang von Hitlers Regime kam, und er war weit verhängnisvoller als die Katastrophe, die das Kaiserreich ereilt hatte. Deutschland und weite Gebiete Ost- und Westeuropas lagen in Trümmern. Polen und die westliche Sowjetunion waren praktisch ausgeweidet. Frankreich und Italien schlingerten gefährlich nahe am Bürgerkrieg entlang. Den britischen, französischen und niederländischen Mächten war irreparabler Schaden in ihren Kolonien zugefügt worden. Die Tage Grossbritanniens, Frankreichs und der Niederlande als Kolonialmächte waren gezählt, und als die Welt von dem unglaublichen Genozid erfuhr, den das »Dritte Reich« verübt hatte, wurde die einst so zuversichtlich beanspruchte Überlegenheit der europäischen Zivilisation ein für alle Mal in Frage gestellt. Wie war das möglich? Menschen machen ihre eigene Geschichte. Auch der Ausgangspunkt für die Darstellung des nationalsozialistischen Reiches muss letztendlich immer der menschliche Wille sein - der individuelle wie der kollektive. Wenn wir die schrecklichen Taten des »Dritten Reiches« begreifen wollen, dann bleibt uns nichts anderes als der Versuch, die Täter zu begreifen. Wir müssen Adolf Hitler und seine Anhänger ernst nehmen. Wir müssen bestrebt sein, in ihre Denkweisen einzudringen und die dunklen Zwischenräume in ihrer Ideologie zu kartieren. Nicht umsonst war die Biografie - die individuelle wie die kollektive - von jeher eine der erhellendsten Möglichkeiten, das »Dritte Reich« zu studieren. Doch wenn der Satz »die Menschen machen ihre eigene Geschichte« stimmt, dann stimmt auch, was Karl Marx weiter schrieb: »aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.« Aber welche Umstände sind damit gemeint? Zur ziemlichen Überraschung aller, die Marx für einen simplifizierenden ökonomischen Deterministen hielten, ergänzte er seinen berühmten Aphorismus nicht mit einer Abhandlung über die Produktionsweise, sondern mit der Aussage, dass die »Tradition aller toten Geschlechter wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden« laste. Weltgeschichtliche Personen, »wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen«, beschwören »ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste« und entlehnen »ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen«. Hitler und seine Spiessgesellen haben jedenfalls gewiss in einer derart selbstgestalteten Welt gelebt. Deshalb hat es auch seinen guten Grund, dass sich die jüngsten Schriften über das »Dritte Reich« so ausschliesslich mit Politik und Ideologie befassen. Die Kulturkrise Europas im beginnenden 20. Jahrhundert, das Vakuum, das von den säkularisierenden Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts hinterlassen wurde, die radikalisierenden Schrecken des Ersten Weltkriegs - all das bedarf der Aufmerksamkeit eines Historikers, wenn er ernsthaft die tieferen Motive des Nationalsozialismus ausloten will. Wie sonst sollten wir ein Regime begreifen, dessen zentrales Ziel die Vernichtung des europäischen Judentums war? Das damit einen Plan verfolgte, dem es scheinbar an jeglicher ökonomischer Logik mangelte? Das damit ein Projekt betrieb, welches unbegreiflich bleibt und überhaupt nur dann irgendwie fasslich wird, wenn man es als den Teil einer gewalttätigen Erlösungstheologie versteht? Die kulturelle und ideologische Richtung, die die Faschismusforschung einschlug, hat unseren Blick auf Hitler und sein Regime dauerhaft gewandelt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es vor gar nicht so langer Zeit Historiker gab, die Mein Kampf als historische Quelle ablehnten und es sinnvoller fanden, Hitler bloss als einen weiteren opportunistischen Imperialisten zu betrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Dank des Wirkens zweier Historikergenerationen können wir heute wesentlich besser beurteilen, auf welche Weise die nationalsozialistische Ideologie das Denken und Handeln der NS-Führerschaft wie der deutschen Gesellschaft konditioniert hat. Doch während wir damit befasst waren, die ideologischen und politischen Kettfäden des NS-Regimes zu entwirren, blieben die Webfäden dieser Geschichte relativ unbeachtet. Am augenfälligsten ist die Tendenz, die Bedeutung der Wirtschaft herunterzuspielen oder gleich ganz zu ignorieren. Das war zwar sicher auch eine bewusste Abwehrreaktion, doch zu einem guten Teil beruht diese Marginalisierung der Wirtschaftsgeschichte auf einem hausgemachten Problem: Die statistische Terminologie, in die ein so grosser Teil der Wirtschaftsgeschichte eingebettet ist, bleibt geisteswissenschaftlich gebildeten Forschern üblicherweise verschlossen; und es wurden von jeher viel zu geringe Anstrengungen beiderseits unternommen, um diese Kluft zu überbrücken. Letztendlich noch gravierender aber wirkte sich wahrscheinlich der Umstand aus, dass die sozioökonomische Analyse auch aus einem gewissen Verdruss heraus vernachlässigt wurde. Weil sich Historiker und Sozialwissenschaftler schon in den beiden ersten Generationen nach 1945 mit dem Konjunkturaufschwung im Nationalsozialismus oder mit der Geschichte der Kriegswirtschaft befasst hatten, war der Eindruck entstanden, dass es nun schlicht nichts Neues zu berichten gebe und alle grossen Fragen bereits beantwortet seien. Damit blieb uns eine Historiografie, die sich in zwei unterschiedlichen Tempi bewegte. Während sich unser Blick auf die Rassenpolitik und die inneren Funktionsweisen der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus im Laufe der letzten zwanzig Jahre wesentlich gewandelt hat, konnte das historische Wissen um die Wirtschaftsgeschichte des NS-Regimes relativ wenige Fortschritte verbuchen, ausgenommen in der Unternehmensgeschichte. Mit dem vorliegenden Buch soll der so lange überfällige Prozess einer intellektuellen Angleichung der beiden Tempi in Gang gesetzt werden. Zu diesem Zweck werde ich viele archivarische und statistische Nachweise, die seit sechzig Jahren grösstenteils unhinterfragt geblieben sind, neu bewerten und nicht nur mit der jüngsten historischen Forschung über das »Dritte Reich« ins Zwiegespräch bringen, sondern auch mit den Erkenntnissen der Wirtschaftshistoriker, die sich mit der volkswirtschaftlichen Dynamik der Zwischenkriegsjahre befassten. Im Anschluss daran wollen wir beurteilen, welches neue Licht damit auf einige der zentralsten Fragen über die Geschichte des Hitlerregimes geworfen wird. Wie konnten die während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 entstandenen Risse in der globalen Machtstruktur dem Hitlerregime einen derart dramatischen Einfluss auf der Weltbühne verschaffen? Welcher Zusammenhang bestand zwischen den ausserordentlich imperialistischen Ambitionen Hitlers, seiner Bewegung und der spezifischen Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in den zwanziger und dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts befanden? Auf welche Weise haben die innenpolitischen und internationalen wirtschaftlichen Spannungen zu Hitlers Kriegstreiberei im Jahr 1939 und zu seinem rastlosen Drang beigetragen, den Krieg immer mehr auszuweiten? Wann und wie entwickelte das »Dritte Reich« die »Blitzkrieg-Strategie«, die weithin als das Markenzeichen seiner spektakulären Erfolge im Zweiten Weltkrieg gilt? Übersetzer Yvonne Badal Sprache deutsch Original-Titel The Wages of Destruction. The Making and Breaking of the Nazi Economy Masse 135 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber.
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