von KZ Schriftenreihe der Siftung Brandenburgische Gedenkstätten 25 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internat
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9783940938169 - Juliane Brauer: Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen von Musik im KZ Sachsenhausen Schriftenreihe der Siftung Brandenburgische Gedenkstätten 25 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internat
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Juliane Brauer

Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen von Musik im KZ Sachsenhausen Schriftenreihe der Siftung Brandenburgische Gedenkstätten 25 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internat (2008)

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Metropol, 2008. 2008. Softcover. Good. 23,8 x 16,8 x 3 cm. Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager KZ Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internationale Angelegenheiten. Hat zum polnischen Nachkriegsfilm und zur Berichterstattung über Jedwabne publiziert. Die Liebe zur Musik war aber stärker als die Angst.« Diese Aussage eines tschechischen Studenten zeigt eine der Dimensionen von Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen. Auf eine umfangreiche Quellenbasis gestützt zeichnet Juliane Brauer in ihrer nun veröffentlichten Dissertation den Umgang mit und die Wahrnehmung von Musik und Gesang am Beispiel des Konzentrationslagers Sachsenhausen im Zeitraum von 1936 bis 1945 nach. Dabei geht sie auf die Bedingungen, Anlässe und Formen von befohlener und selbstbestimmter Musik ein, zeichnet die Entwicklungslinien nach und analysiert ihre unterschiedlichen Funktionen: Singen auf Befehl als Instrument der Disziplinierung und Demütigung in den Händen der SS gehörte zu deren alltäglicher Herrschaftspraxis im Lager. Ihrer Studie legt Brauer jedoch die Frage zugrunde, ob selbstbestimmte Musik gleichfalls als Überlebensstrategie im Lager gedeutet werden kann. Darin folgt Brauer Christoph Daxelmüller, der Kultur als »Summe aller Zivilisationstechniken« definiert. Das selbstbestimmte Singen und Musizieren hatte unter anderem auch die Funktion, sich der eigenen kulturellen Identität zu vergewissern und an dieser selbst unter schlimmsten Lagerbedingungen festzuhalten. Die Musik der Häftlinge war demnach auch eine Reflexion der Ereignisse im Lager: der Versuch, eine Sprache für das Erlebte zu finden. Die vorliegende, sprachlich höchst präzise Arbeit stützt sich auf eine ausserordentlich gute Quellenbasis: 15 Liederbücher der deutschen Häftlinge, drei Stimm- und Liederbücher der tschechischen Studenten, zwei polnische Liederhefte, ein niederländisches Tagebuch, in dem auch Lieder verzeichnet sind, sowie drei Liederbücher der norwegischen Gefangenen. Dieses Material wird durch Zeitzeugenberichte ergänzt. Auf diese Weise gelingt es Brauer im Vergleich zu bisherigen Aufsätzen und Büchern zu diesem Thema einen sehr grossen Teil der Häftlingsgesellschaft in einem Lager abzudecken. Diese als 25."Band in der Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erschienene Studie ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil geht Brauer auf die befohlene Dimension von Musik als Herrschaftstechnik und –ritual der SS ein. Durch die gemeinsame musikalische Sozialisation und ein ähnliches Liedgut der SS wie der deutschen Häftlinge wurde Musik in den Anfangsjahren des Lagers von den Häftlingen nicht nur negativ wahrgenommen. An der erzwungenen musikalischen Begleitung von Gewaltakten und am befohlenen Singen bei Häftlingsmisshandlungen lässt sich die zunehmende Instrumentalisierung von Musik und Gesang zur systematischen Demütigung und Demoralisierung der Häftlinge nachzeichnen. Mit der zunehmenden Inhaftierung jüdischer Gefangener ab 1938 verstärkt sich die Entwicklung hin zur »musikalischen Gewalt«, also der tatsächlichen körperlichen Anstrengung des Singens (oft bei gleichzeitiger Misshandlung) und des Gefühls der Hoffnungslosigkeit unter den Gefangenen. Die kollektive Demütigung, willkürliche Bestrafung, die psychische und physische Folter werden von Brauer daher vollkommen zu Recht als »musikalischer Sadismus« bezeichnet. Der zweite Teil beleuchtet die musikalischen Aktivitäten einzelner Häftlingsgruppen. Jedes Gruppenkapitel beginnt mit einer Schilderung der kollektiven Verfolgung und Verhaftung und setzt sich mit dem Gruppenverständnis der Häftlinge auseinander. Ausführlich beschreibt Brauer den Gesang, die Chöre und Lagerkapellen der deutschen kommunistischen Häfltinge. Die beim Weihnachtsfest 1936 durch das gemeinsame Singen erfahrene tröstende Kraft der Musik ist Auslöser für nachfolgende musikalische Treffen. Die Liederbücher und das -repertoire zeigen, wie Musik als Gruppenstrategie genutzt wurde. Auch die tschechischen Studenten, die seit November 1939 in Sachsenhausen inhaftiert waren, nehmen diese gemeinsame Aktivität durchweg positiv wahr. Ein eigenes Unterkapitel widmet Brauer dem polnischen Lagersänger Aleksander Kuliszewicz. Die polnischen Gefangenen zeichneten sich durch besonderes musikalisches Engagement aus, da sie sehr schnell eine ausgeprägte Interessen- und Überlebensgemeinschaft bildeten. Den norwegischen Häftlingen war es aufgrund ihrer privilegierten Stellung möglich, Musik als Teil ihres Gemeinschaftslebens zu integrieren. Im dritten Teil geht Brauer auf das Wechselverhältnis von Musik und Gewalt am Beispiel der jüdischen Häftlinge und der Zeugen Jehovas ein. Die gezielt eingesetzte und gewollt tödliche Brutalität richtete sich gegen das Stigma vom musikalischen Juden: »Es scheint, als wollten die zuständigen SS-Blockführer mit Gewalt diesen Gefangenen ihre vermutete Musikalität austreiben.« (S.?298) So wird das befohlene Singen während qualvoller Misshandlungen zu einem typischen Gewaltritual der SS. Auch bei den Zeugen Jehovas sollten mit Hilfe von erzwungenem Singen Identitäten gebrochen werden. Jedoch geriet diese Mischform aus physischer Gewalt und psychischer Demütigung aufgrund ihres ausgeprägten Gemeinschaftsbewusstseins nicht selten zu einer Demonstration des unerschütterlichen Glaubens der Zeugen Jehovas. Im vierten und letzten Teil geht Brauer auf die nationalen und internationalen Dimensionen von Musik ein. Beispielhaft werden die Weihnachtsfeste, die gruppenübergreifenden musikalischen Veranstaltungen und die internationalen Lieder in Sachsenhausen analysiert. Insgesamt gelingt es Brauer, eine fundierte, auf breiter Quellenbasis angelegte Studie zu den musikalischen Aktivitäten von sechs Häftlingsgruppen vorzulegen und Musik und Gesang als Teil der Alltagsgeschichte im Konzentrationslager Sachsenhausen zu verorten. Die sorgfältige Analyse des Quellenmaterials und der sensible Gebrauch der Sprache – gerade in der Beschreibung der emotionalen Wirkung von Musik – zeichnen dieses Buch aus. Die Exkurse über die Lebenswege aussergewöhnlicher Sänger und Musiker ermöglichen dem Leser darüber hinaus, Kenntnisse über das Erleben und Überleben in Extremsituationen mit individuellen Schicksalen zu verknüpfen. ISBN-10 3-940938-16-5 / 3940938165 ISBN-13 978-3-940938-16-9 / 9783940938169 Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager KZ Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internationale Angelegenheiten. Hat zum polnischen Nachkriegsfilm und zur Berichterstattung über Jedwabne publiziert. Die Liebe zur Musik war aber stärker als die Angst.« Diese Aussage eines tschechischen Studenten zeigt eine der Dimensionen von Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen. Auf eine umfangreiche Quellenbasis gestützt zeichnet Juliane Brauer in ihrer nun veröffentlichten Dissertation den Umgang mit und die Wahrnehmung von Musik und Gesang am Beispiel des Konzentrationslagers Sachsenhausen im Zeitraum von 1936 bis 1945 nach. Dabei geht sie auf die Bedingungen, Anlässe und Formen von befohlener und selbstbestimmter Musik ein, zeichnet die Entwicklungslinien nach und analysiert ihre unterschiedlichen Funktionen: Singen auf Befehl als Instrument der Disziplinierung und Demütigung in den Händen der SS gehörte zu deren alltäglicher Herrschaftspraxis im Lager. Ihrer Studie legt Brauer jedoch die Frage zugrunde, ob selbstbestimmte Musik gleichfalls als Überlebensstrategie im Lager gedeutet werden kann. Darin folgt Brauer Christoph Daxelmüller, der Kultur als »Summe aller Zivilisationstechniken« definiert. Das selbstbestimmte Singen und Musizieren hatte unter anderem auch die Funktion, sich der eigenen kulturellen Identität zu vergewissern und an dieser selbst unter schlimmsten Lagerbedingungen festzuhalten. Die Musik der Häftlinge war demnach auch eine Reflexion der Ereignisse im Lager: der Versuch, eine Sprache für das Erlebte zu finden. Die vorliegende, sprachlich höchst präzise Arbeit stützt sich auf eine ausserordentlich gute Quellenbasis: 15 Liederbücher der deutschen Häftlinge, drei Stimm- und Liederbücher der tschechischen Studenten, zwei polnische Liederhefte, ein niederländisches Tagebuch, in dem auch Lieder verzeichnet sind, sowie drei Liederbücher der norwegischen Gefangenen. Dieses Material wird durch Zeitzeugenberichte ergänzt. Auf diese Weise gelingt es Brauer im Vergleich zu bisherigen Aufsätzen und Büchern zu diesem Thema einen sehr grossen Teil der Häftlingsgesellschaft in einem Lager abzudecken. Diese als 25."Band in der Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erschienene Studie ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil geht Brauer auf die befohlene Dimension von Musik als Herrschaftstechnik und –ritual der SS ein. Durch die gemeinsame musikalische Sozialisation und ein ähnliches Liedgut der SS wie der deutschen Häftlinge wurde Musik in den Anfangsjahren des Lagers von den Häftlingen nicht nur negativ wahrgenommen. An der erzwungenen musikalischen Begleitung von Gewaltakten und am befohlenen Singen bei Häftlingsmisshandlungen lässt sich die zunehmende Instrumentalisierung von Musik und Gesang zur systematischen Demütigung und Demoralisierung der Häftlinge nachzeichnen. Mit der zunehmenden Inhaftierung jüdischer Gefangener ab 1938 verstärkt sich die Entwicklung hin zur »musikalischen Gewalt«, also der tatsächlichen körperlichen Anstrengung des Singens (oft bei gleichzeitiger Misshandlung) und des Gefühls der Hoffnungslosigkeit unter den Gefangenen. Die kollektive Demütigung, willkürliche Bestrafung, die psychische und physische Folter werden von Brauer daher vollkommen zu Recht als »musikalischer Sadismus« bezeichnet. Der zweite Teil beleuchtet die musikalischen Aktivitäten einzelner Häftlingsgruppen. Jedes Gruppenkapitel beginnt mit einer Schilderung der kollektiven Verfolgung und Verhaftung und setzt sich mit dem Gruppenverständnis der Häftlinge auseinander. Ausführlich beschreibt Brauer den Gesang, die Chöre und Lagerkapellen der deutschen kommunistischen Häfltinge. Die beim Weihnachtsfest 1936 durch das gemeinsame Singen erfahrene tröstende Kraft der Musik ist Auslöser für nachfolgende musikalische Treffen. Die Liederbücher und das -repertoire zeigen, wie Musik als Gruppenstrategie genutzt wurde. Auch die tschechischen Studenten, die seit November 1939 in Sachsenhausen inhaftiert waren, nehmen diese gemeinsame Aktivität durchweg positiv wahr. Ein eigenes Unterkapitel widmet Brauer dem polnischen Lagersänger Aleksander Kuliszewicz. Die polnischen Gefangenen zeichneten sich durch besonderes musikalisches Engagement aus, da sie sehr schnell eine ausgeprägte Interessen- und Überlebensgemeinschaft bildeten. Den norwegischen Häftlingen war es aufgrund ihrer privilegierten Stellung möglich, Musik als Teil ihres Gemeinschaftslebens zu integrieren. Im dritten Teil geht Brauer auf das Wechselverhältnis von Musik und Gewalt am Beispiel der jüdischen Häftlinge und der Zeugen Jehovas ein. Die gezielt eingesetzte und gewollt tödliche Brutalität richtete sich gegen das Stigma vom musikalischen Juden: »Es scheint, als wollten die zuständigen SS-Blockführer mit Gewalt diesen Gefangenen ihre vermutete Musikalität austreiben.« (S.?298) So wird das befohlene Singen während qualvoller Misshandlungen zu einem typischen Gewaltritual der SS. Auch bei den Zeugen Jehovas sollten mit Hilfe von erzwungenem Singen Identitäten gebrochen werden. Jedoch geriet diese Mischform aus physischer Gewalt und psychischer Demütigung aufgrund ihres ausgeprägten Gemeinschaftsbewusstseins nicht selten zu einer Demonstration des unerschütterlichen Glaubens der Zeugen Jehovas. Im vierten und letzten Teil geht Brauer auf die nationalen und internationalen Dimensionen von Musik ein. Beispielhaft werden die Weihnachtsfeste, die gruppenübergreifenden musikalischen Veranstaltungen und die internationalen Lieder in Sachsenhausen analysiert. Insgesamt gelingt es Brauer, eine fundierte, auf breiter Quellenbasis angelegte Studie zu den musikalischen Aktivitäten von sechs Häftlingsgruppen vorzulegen und Musik und Gesang als Teil der Alltagsgeschichte im Konzentrationslager Sachsenhausen zu verorten. Die sorgfältige Analyse des Quellenmaterials und der sensible Gebrauch der Sprache – gerade in der Beschreibung der emotionalen Wirkung von Musik – zeichnen dieses Buch aus. Die Exkurse über die Lebenswege aussergewöhnlicher Sänger und Musiker ermöglichen dem Leser darüber hinaus, Kenntnisse über das Erleben und Überleben in Extremsituationen mit individuellen Schicksalen zu verknüpfen. ISBN-10 3-940938-16-5 / 3940938165 ISBN-13 978-3-940938-16-9 / 9783940938169 Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager.
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Symbolbild
Juliane Brauer

Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen von Musik im KZ Sachsenhausen Schriftenreihe der Siftung Brandenburgische Gedenkstätten 25 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internat (2008)

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ISBN: 9783940938169 bzw. 3940938165, Band: 25, in Deutsch, Metropol, Taschenbuch.

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Metropol, 2008. 2008. Softcover. 23,8 x 16,8 x 3 cm. Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager KZ Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internationale Angelegenheiten. Hat zum polnischen Nachkriegsfilm und zur Berichterstattung über Jedwabne publiziert. Die Liebe zur Musik war aber stärker als die Angst.« Diese Aussage eines tschechischen Studenten zeigt eine der Dimensionen von Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen. Auf eine umfangreiche Quellenbasis gestützt zeichnet Juliane Brauer in ihrer nun veröffentlichten Dissertation den Umgang mit und die Wahrnehmung von Musik und Gesang am Beispiel des Konzentrationslagers Sachsenhausen im Zeitraum von 1936 bis 1945 nach. Dabei geht sie auf die Bedingungen, Anlässe und Formen von befohlener und selbstbestimmter Musik ein, zeichnet die Entwicklungslinien nach und analysiert ihre unterschiedlichen Funktionen: Singen auf Befehl als Instrument der Disziplinierung und Demütigung in den Händen der SS gehörte zu deren alltäglicher Herrschaftspraxis im Lager. Ihrer Studie legt Brauer jedoch die Frage zugrunde, ob selbstbestimmte Musik gleichfalls als Überlebensstrategie im Lager gedeutet werden kann. Darin folgt Brauer Christoph Daxelmüller, der Kultur als »Summe aller Zivilisationstechniken« definiert. Das selbstbestimmte Singen und Musizieren hatte unter anderem auch die Funktion, sich der eigenen kulturellen Identität zu vergewissern und an dieser selbst unter schlimmsten Lagerbedingungen festzuhalten. Die Musik der Häftlinge war demnach auch eine Reflexion der Ereignisse im Lager: der Versuch, eine Sprache für das Erlebte zu finden. Die vorliegende, sprachlich höchst präzise Arbeit stützt sich auf eine ausserordentlich gute Quellenbasis: 15 Liederbücher der deutschen Häftlinge, drei Stimm- und Liederbücher der tschechischen Studenten, zwei polnische Liederhefte, ein niederländisches Tagebuch, in dem auch Lieder verzeichnet sind, sowie drei Liederbücher der norwegischen Gefangenen. Dieses Material wird durch Zeitzeugenberichte ergänzt. Auf diese Weise gelingt es Brauer im Vergleich zu bisherigen Aufsätzen und Büchern zu diesem Thema einen sehr grossen Teil der Häftlingsgesellschaft in einem Lager abzudecken. Diese als 25."Band in der Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erschienene Studie ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil geht Brauer auf die befohlene Dimension von Musik als Herrschaftstechnik und –ritual der SS ein. Durch die gemeinsame musikalische Sozialisation und ein ähnliches Liedgut der SS wie der deutschen Häftlinge wurde Musik in den Anfangsjahren des Lagers von den Häftlingen nicht nur negativ wahrgenommen. An der erzwungenen musikalischen Begleitung von Gewaltakten und am befohlenen Singen bei Häftlingsmisshandlungen lässt sich die zunehmende Instrumentalisierung von Musik und Gesang zur systematischen Demütigung und Demoralisierung der Häftlinge nachzeichnen. Mit der zunehmenden Inhaftierung jüdischer Gefangener ab 1938 verstärkt sich die Entwicklung hin zur »musikalischen Gewalt«, also der tatsächlichen körperlichen Anstrengung des Singens (oft bei gleichzeitiger Misshandlung) und des Gefühls der Hoffnungslosigkeit unter den Gefangenen. Die kollektive Demütigung, willkürliche Bestrafung, die psychische und physische Folter werden von Brauer daher vollkommen zu Recht als »musikalischer Sadismus« bezeichnet. Der zweite Teil beleuchtet die musikalischen Aktivitäten einzelner Häftlingsgruppen. Jedes Gruppenkapitel beginnt mit einer Schilderung der kollektiven Verfolgung und Verhaftung und setzt sich mit dem Gruppenverständnis der Häftlinge auseinander. Ausführlich beschreibt Brauer den Gesang, die Chöre und Lagerkapellen der deutschen kommunistischen Häfltinge. Die beim Weihnachtsfest 1936 durch das gemeinsame Singen erfahrene tröstende Kraft der Musik ist Auslöser für nachfolgende musikalische Treffen. Die Liederbücher und das -repertoire zeigen, wie Musik als Gruppenstrategie genutzt wurde. Auch die tschechischen Studenten, die seit November 1939 in Sachsenhausen inhaftiert waren, nehmen diese gemeinsame Aktivität durchweg positiv wahr. Ein eigenes Unterkapitel widmet Brauer dem polnischen Lagersänger Aleksander Kuliszewicz. Die polnischen Gefangenen zeichneten sich durch besonderes musikalisches Engagement aus, da sie sehr schnell eine ausgeprägte Interessen- und Überlebensgemeinschaft bildeten. Den norwegischen Häftlingen war es aufgrund ihrer privilegierten Stellung möglich, Musik als Teil ihres Gemeinschaftslebens zu integrieren. Im dritten Teil geht Brauer auf das Wechselverhältnis von Musik und Gewalt am Beispiel der jüdischen Häftlinge und der Zeugen Jehovas ein. Die gezielt eingesetzte und gewollt tödliche Brutalität richtete sich gegen das Stigma vom musikalischen Juden: »Es scheint, als wollten die zuständigen SS-Blockführer mit Gewalt diesen Gefangenen ihre vermutete Musikalität austreiben.« (S.?298) So wird das befohlene Singen während qualvoller Misshandlungen zu einem typischen Gewaltritual der SS. Auch bei den Zeugen Jehovas sollten mit Hilfe von erzwungenem Singen Identitäten gebrochen werden. Jedoch geriet diese Mischform aus physischer Gewalt und psychischer Demütigung aufgrund ihres ausgeprägten Gemeinschaftsbewusstseins nicht selten zu einer Demonstration des unerschütterlichen Glaubens der Zeugen Jehovas. Im vierten und letzten Teil geht Brauer auf die nationalen und internationalen Dimensionen von Musik ein. Beispielhaft werden die Weihnachtsfeste, die gruppenübergreifenden musikalischen Veranstaltungen und die internationalen Lieder in Sachsenhausen analysiert. Insgesamt gelingt es Brauer, eine fundierte, auf breiter Quellenbasis angelegte Studie zu den musikalischen Aktivitäten von sechs Häftlingsgruppen vorzulegen und Musik und Gesang als Teil der Alltagsgeschichte im Konzentrationslager Sachsenhausen zu verorten. Die sorgfältige Analyse des Quellenmaterials und der sensible Gebrauch der Sprache – gerade in der Beschreibung der emotionalen Wirkung von Musik – zeichnen dieses Buch aus. Die Exkurse über die Lebenswege aussergewöhnlicher Sänger und Musiker ermöglichen dem Leser darüber hinaus, Kenntnisse über das Erleben und Überleben in Extremsituationen mit individuellen Schicksalen zu verknüpfen. ISBN-10 3-940938-16-5 / 3940938165 ISBN-13 978-3-940938-16-9 / 9783940938169 Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager KZ Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internationale Angelegenheiten. Hat zum polnischen Nachkriegsfilm und zur Berichterstattung über Jedwabne publiziert. Die Liebe zur Musik war aber stärker als die Angst.« Diese Aussage eines tschechischen Studenten zeigt eine der Dimensionen von Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen. Auf eine umfangreiche Quellenbasis gestützt zeichnet Juliane Brauer in ihrer nun veröffentlichten Dissertation den Umgang mit und die Wahrnehmung von Musik und Gesang am Beispiel des Konzentrationslagers Sachsenhausen im Zeitraum von 1936 bis 1945 nach. Dabei geht sie auf die Bedingungen, Anlässe und Formen von befohlener und selbstbestimmter Musik ein, zeichnet die Entwicklungslinien nach und analysiert ihre unterschiedlichen Funktionen: Singen auf Befehl als Instrument der Disziplinierung und Demütigung in den Händen der SS gehörte zu deren alltäglicher Herrschaftspraxis im Lager. Ihrer Studie legt Brauer jedoch die Frage zugrunde, ob selbstbestimmte Musik gleichfalls als Überlebensstrategie im Lager gedeutet werden kann. Darin folgt Brauer Christoph Daxelmüller, der Kultur als »Summe aller Zivilisationstechniken« definiert. Das selbstbestimmte Singen und Musizieren hatte unter anderem auch die Funktion, sich der eigenen kulturellen Identität zu vergewissern und an dieser selbst unter schlimmsten Lagerbedingungen festzuhalten. Die Musik der Häftlinge war demnach auch eine Reflexion der Ereignisse im Lager: der Versuch, eine Sprache für das Erlebte zu finden. Die vorliegende, sprachlich höchst präzise Arbeit stützt sich auf eine ausserordentlich gute Quellenbasis: 15 Liederbücher der deutschen Häftlinge, drei Stimm- und Liederbücher der tschechischen Studenten, zwei polnische Liederhefte, ein niederländisches Tagebuch, in dem auch Lieder verzeichnet sind, sowie drei Liederbücher der norwegischen Gefangenen. Dieses Material wird durch Zeitzeugenberichte ergänzt. Auf diese Weise gelingt es Brauer im Vergleich zu bisherigen Aufsätzen und Büchern zu diesem Thema einen sehr grossen Teil der Häftlingsgesellschaft in einem Lager abzudecken. Diese als 25."Band in der Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erschienene Studie ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil geht Brauer auf die befohlene Dimension von Musik als Herrschaftstechnik und –ritual der SS ein. Durch die gemeinsame musikalische Sozialisation und ein ähnliches Liedgut der SS wie der deutschen Häftlinge wurde Musik in den Anfangsjahren des Lagers von den Häftlingen nicht nur negativ wahrgenommen. An der erzwungenen musikalischen Begleitung von Gewaltakten und am befohlenen Singen bei Häftlingsmisshandlungen lässt sich die zunehmende Instrumentalisierung von Musik und Gesang zur systematischen Demütigung und Demoralisierung der Häftlinge nachzeichnen. Mit der zunehmenden Inhaftierung jüdischer Gefangener ab 1938 verstärkt sich die Entwicklung hin zur »musikalischen Gewalt«, also der tatsächlichen körperlichen Anstrengung des Singens (oft bei gleichzeitiger Misshandlung) und des Gefühls der Hoffnungslosigkeit unter den Gefangenen. Die kollektive Demütigung, willkürliche Bestrafung, die psychische und physische Folter werden von Brauer daher vollkommen zu Recht als »musikalischer Sadismus« bezeichnet. Der zweite Teil beleuchtet die musikalischen Aktivitäten einzelner Häftlingsgruppen. Jedes Gruppenkapitel beginnt mit einer Schilderung der kollektiven Verfolgung und Verhaftung und setzt sich mit dem Gruppenverständnis der Häftlinge auseinander. Ausführlich beschreibt Brauer den Gesang, die Chöre und Lagerkapellen der deutschen kommunistischen Häfltinge. Die beim Weihnachtsfest 1936 durch das gemeinsame Singen erfahrene tröstende Kraft der Musik ist Auslöser für nachfolgende musikalische Treffen. Die Liederbücher und das -repertoire zeigen, wie Musik als Gruppenstrategie genutzt wurde. Auch die tschechischen Studenten, die seit November 1939 in Sachsenhausen inhaftiert waren, nehmen diese gemeinsame Aktivität durchweg positiv wahr. Ein eigenes Unterkapitel widmet Brauer dem polnischen Lagersänger Aleksander Kuliszewicz. Die polnischen Gefangenen zeichneten sich durch besonderes musikalisches Engagement aus, da sie sehr schnell eine ausgeprägte Interessen- und Überlebensgemeinschaft bildeten. Den norwegischen Häftlingen war es aufgrund ihrer privilegierten Stellung möglich, Musik als Teil ihres Gemeinschaftslebens zu integrieren. Im dritten Teil geht Brauer auf das Wechselverhältnis von Musik und Gewalt am Beispiel der jüdischen Häftlinge und der Zeugen Jehovas ein. Die gezielt eingesetzte und gewollt tödliche Brutalität richtete sich gegen das Stigma vom musikalischen Juden: »Es scheint, als wollten die zuständigen SS-Blockführer mit Gewalt diesen Gefangenen ihre vermutete Musikalität austreiben.« (S.?298) So wird das befohlene Singen während qualvoller Misshandlungen zu einem typischen Gewaltritual der SS. Auch bei den Zeugen Jehovas sollten mit Hilfe von erzwungenem Singen Identitäten gebrochen werden. Jedoch geriet diese Mischform aus physischer Gewalt und psychischer Demütigung aufgrund ihres ausgeprägten Gemeinschaftsbewusstseins nicht selten zu einer Demonstration des unerschütterlichen Glaubens der Zeugen Jehovas. Im vierten und letzten Teil geht Brauer auf die nationalen und internationalen Dimensionen von Musik ein. Beispielhaft werden die Weihnachtsfeste, die gruppenübergreifenden musikalischen Veranstaltungen und die internationalen Lieder in Sachsenhausen analysiert. Insgesamt gelingt es Brauer, eine fundierte, auf breiter Quellenbasis angelegte Studie zu den musikalischen Aktivitäten von sechs Häftlingsgruppen vorzulegen und Musik und Gesang als Teil der Alltagsgeschichte im Konzentrationslager Sachsenhausen zu verorten. Die sorgfältige Analyse des Quellenmaterials und der sensible Gebrauch der Sprache – gerade in der Beschreibung der emotionalen Wirkung von Musik – zeichnen dieses Buch aus. Die Exkurse über die Lebenswege aussergewöhnlicher Sänger und Musiker ermöglichen dem Leser darüber hinaus, Kenntnisse über das Erleben und Überleben in Extremsituationen mit individuellen Schicksalen zu verknüpfen. ISBN-10 3-940938-16-5 / 3940938165 ISBN-13 978-3-940938-16-9 / 9783940938169 Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager.
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3940938165 - Juliane Brauer: Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen von Musik im KZ Sachsenhausen Schriftenreihe der Siftung Brandenburgische Gedenkstätten 25 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internat
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Juliane Brauer

Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen von Musik im KZ Sachsenhausen Schriftenreihe der Siftung Brandenburgische Gedenkstätten 25 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internat (2008)

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ISBN: 3940938165 bzw. 9783940938169, Band: 25, in Deutsch, Metropol, Taschenbuch.

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2008 Softcover 451 S. 23,8 x 16,8 x 3 cm Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager KZ Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internationale Angelegenheiten. Hat zum polnischen Nachkriegsfilm und zur Berichterstattung über Jedwabne publiziert. Die Liebe zur Musik war aber stärker als die Angst.« Diese Aussage eines tschechischen Studenten zeigt eine der Dimensionen von Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen. Auf eine umfangreiche Quellenbasis gestützt zeichnet Juliane Brauer in ihrer nun veröffentlichten Dissertation den Umgang mit und die Wahrnehmung von Musik und Gesang am Beispiel des Konzentrationslagers Sachsenhausen im Zeitraum von 1936 bis 1945 nach. Dabei geht sie auf die Bedingungen, Anlässe und Formen von befohlener und selbstbestimmter Musik ein, zeichnet die Entwicklungslinien nach und analysiert ihre unterschiedlichen Funktionen: Singen auf Befehl als Instrument der Disziplinierung und Demütigung in den Händen der SS gehörte zu deren alltäglicher Herrschaftspraxis im Lager. Ihrer Studie legt Brauer jedoch die Frage zugrunde, ob selbstbestimmte Musik gleichfalls als Überlebensstrategie im Lager gedeutet werden kann. Darin folgt Brauer Christoph Daxelmüller, der Kultur als »Summe aller Zivilisationstechniken« definiert. Das selbstbestimmte Singen und Musizieren hatte unter anderem auch die Funktion, sich der eigenen kulturellen Identität zu vergewissern und an dieser selbst unter schlimmsten Lagerbedingungen festzuhalten. Die Musik der Häftlinge war demnach auch eine Reflexion der Ereignisse im Lager: der Versuch, eine Sprache für das Erlebte zu finden. Die vorliegende, sprachlich höchst präzise Arbeit stützt sich auf eine ausserordentlich gute Quellenbasis: 15 Liederbücher der deutschen Häftlinge, drei Stimm- und Liederbücher der tschechischen Studenten, zwei polnische Liederhefte, ein niederländisches Tagebuch, in dem auch Lieder verzeichnet sind, sowie drei Liederbücher der norwegischen Gefangenen. Dieses Material wird durch Zeitzeugenberichte ergänzt. Auf diese Weise gelingt es Brauer im Vergleich zu bisherigen Aufsätzen und Büchern zu diesem Thema einen sehr grossen Teil der Häftlingsgesellschaft in einem Lager abzudecken. Diese als 25."Band in der Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erschienene Studie ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil geht Brauer auf die befohlene Dimension von Musik als Herrschaftstechnik und –ritual der SS ein. Durch die gemeinsame musikalische Sozialisation und ein ähnliches Liedgut der SS wie der deutschen Häftlinge wurde Musik in den Anfangsjahren des Lagers von den Häftlingen nicht nur negativ wahrgenommen. An der erzwungenen musikalischen Begleitung von Gewaltakten und am befohlenen Singen bei Häftlingsmisshandlungen lässt sich die zunehmende Instrumentalisierung von Musik und Gesang zur systematischen Demütigung und Demoralisierung der Häftlinge nachzeichnen. Mit der zunehmenden Inhaftierung jüdischer Gefangener ab 1938 verstärkt sich die Entwicklung hin zur »musikalischen Gewalt«, also der tatsächlichen körperlichen Anstrengung des Singens (oft bei gleichzeitiger Misshandlung) und des Gefühls der Hoffnungslosigkeit unter den Gefangenen. Die kollektive Demütigung, willkürliche Bestrafung, die psychische und physische Folter werden von Brauer daher vollkommen zu Recht als »musikalischer Sadismus« bezeichnet. Der zweite Teil beleuchtet die musikalischen Aktivitäten einzelner Häftlingsgruppen. Jedes Gruppenkapitel beginnt mit einer Schilderung der kollektiven Verfolgung und Verhaftung und setzt sich mit dem Gruppenverständnis der Häftlinge auseinander. Ausführlich beschreibt Brauer den Gesang, die Chöre und Lagerkapellen der deutschen kommunistischen Häfltinge. Die beim Weihnachtsfest 1936 durch das gemeinsame Singen erfahrene tröstende Kraft der Musik ist Auslöser für nachfolgende musikalische Treffen. Die Liederbücher und das -repertoire zeigen, wie Musik als Gruppenstrategie genutzt wurde. Auch die tschechischen Studenten, die seit November 1939 in Sachsenhausen inhaftiert waren, nehmen diese gemeinsame Aktivität durchweg positiv wahr. Ein eigenes Unterkapitel widmet Brauer dem polnischen Lagersänger Aleksander Kuliszewicz. Die polnischen Gefangenen zeichneten sich durch besonderes musikalisches Engagement aus, da sie sehr schnell eine ausgeprägte Interessen- und Überlebensgemeinschaft bildeten. Den norwegischen Häftlingen war es aufgrund ihrer privilegierten Stellung möglich, Musik als Teil ihres Gemeinschaftslebens zu integrieren. Im dritten Teil geht Brauer auf das Wechselverhältnis von Musik und Gewalt am Beispiel der jüdischen Häftlinge und der Zeugen Jehovas ein. Die gezielt eingesetzte und gewollt tödliche Brutalität richtete sich gegen das Stigma vom musikalischen Juden: »Es scheint, als wollten die zuständigen SS-Blockführer mit Gewalt diesen Gefangenen ihre vermutete Musikalität austreiben.« (S.?298) So wird das befohlene Singen während qualvoller Misshandlungen zu einem typischen Gewaltritual der SS. Auch bei den Zeugen Jehovas sollten mit Hilfe von erzwungenem Singen Identitäten gebrochen werden. Jedoch geriet diese Mischform aus physischer Gewalt und psychischer Demütigung aufgrund ihres ausgeprägten Gemeinschaftsbewusstseins nicht selten zu einer Demonstration des unerschütterlichen Glaubens der Zeugen Jehovas. Im vierten und letzten Teil geht Brauer auf die nationalen und internationalen Dimensionen von Musik ein. Beispielhaft werden die Weihnachtsfeste, die gruppenübergreifenden musikalischen Veranstaltungen und die internationalen Lieder in Sachsenhausen analysiert. Insgesamt gelingt es Brauer, eine fundierte, auf breiter Quellenbasis angelegte Studie zu den musikalischen Aktivitäten von sechs Häftlingsgruppen vorzulegen und Musik und Gesang als Teil der Alltagsgeschichte im Konzentrationslager Sachsenhausen zu verorten. Die sorgfältige Analyse des Quellenmaterials und der sensible Gebrauch der Sprache – gerade in der Beschreibung der emotionalen Wirkung von Musik – zeichnen dieses Buch aus. Die Exkurse über die Lebenswege aussergewöhnlicher Sänger und Musiker ermöglichen dem Leser darüber hinaus, Kenntnisse über das Erleben und Überleben in Extremsituationen mit individuellen Schicksalen zu verknüpfen. ISBN-10 3-940938-16-5 / 3940938165 ISBN-13 978-3-940938-16-9 / 9783940938169 Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager Versand D: 6,95 EUR Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager KZ Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Christine Müller, M.A., Historikerin, Angestellte an der Universität Heidelberg, Dezernat für Internationale Angelegenheiten. Hat zum polnischen Nachkriegsfilm und zur Berichterstattung über Jedwabne publiziert. Die Liebe zur Musik war aber stärker als die Angst.« Diese Aussage eines tschechischen Studenten zeigt eine der Dimensionen von Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen. Auf eine umfangreiche Quellenbasis gestützt zeichnet Juliane Brauer in ihrer nun veröffentlichten Dissertation den Umgang mit und die Wahrnehmung von Musik und Gesang am Beispiel des Konzentrationslagers Sachsenhausen im Zeitraum von 1936 bis 1945 nach. Dabei geht sie auf die Bedingungen, Anlässe und Formen von befohlener und selbstbestimmter Musik ein, zeichnet die Entwicklungslinien nach und analysiert ihre unterschiedlichen Funktionen: Singen auf Befehl als Instrument der Disziplinierung und Demütigung in den Händen der SS gehörte zu deren alltäglicher Herrschaftspraxis im Lager. Ihrer Studie legt Brauer jedoch die Frage zugrunde, ob selbstbestimmte Musik gleichfalls als Überlebensstrategie im Lager gedeutet werden kann. Darin folgt Brauer Christoph Daxelmüller, der Kultur als »Summe aller Zivilisationstechniken« definiert. Das selbstbestimmte Singen und Musizieren hatte unter anderem auch die Funktion, sich der eigenen kulturellen Identität zu vergewissern und an dieser selbst unter schlimmsten Lagerbedingungen festzuhalten. Die Musik der Häftlinge war demnach auch eine Reflexion der Ereignisse im Lager: der Versuch, eine Sprache für das Erlebte zu finden. Die vorliegende, sprachlich höchst präzise Arbeit stützt sich auf eine ausserordentlich gute Quellenbasis: 15 Liederbücher der deutschen Häftlinge, drei Stimm- und Liederbücher der tschechischen Studenten, zwei polnische Liederhefte, ein niederländisches Tagebuch, in dem auch Lieder verzeichnet sind, sowie drei Liederbücher der norwegischen Gefangenen. Dieses Material wird durch Zeitzeugenberichte ergänzt. Auf diese Weise gelingt es Brauer im Vergleich zu bisherigen Aufsätzen und Büchern zu diesem Thema einen sehr grossen Teil der Häftlingsgesellschaft in einem Lager abzudecken. Diese als 25."Band in der Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erschienene Studie ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil geht Brauer auf die befohlene Dimension von Musik als Herrschaftstechnik und –ritual der SS ein. Durch die gemeinsame musikalische Sozialisation und ein ähnliches Liedgut der SS wie der deutschen Häftlinge wurde Musik in den Anfangsjahren des Lagers von den Häftlingen nicht nur negativ wahrgenommen. An der erzwungenen musikalischen Begleitung von Gewaltakten und am befohlenen Singen bei Häftlingsmisshandlungen lässt sich die zunehmende Instrumentalisierung von Musik und Gesang zur systematischen Demütigung und Demoralisierung der Häftlinge nachzeichnen. Mit der zunehmenden Inhaftierung jüdischer Gefangener ab 1938 verstärkt sich die Entwicklung hin zur »musikalischen Gewalt«, also der tatsächlichen körperlichen Anstrengung des Singens (oft bei gleichzeitiger Misshandlung) und des Gefühls der Hoffnungslosigkeit unter den Gefangenen. Die kollektive Demütigung, willkürliche Bestrafung, die psychische und physische Folter werden von Brauer daher vollkommen zu Recht als »musikalischer Sadismus« bezeichnet. Der zweite Teil beleuchtet die musikalischen Aktivitäten einzelner Häftlingsgruppen. Jedes Gruppenkapitel beginnt mit einer Schilderung der kollektiven Verfolgung und Verhaftung und setzt sich mit dem Gruppenverständnis der Häftlinge auseinander. Ausführlich beschreibt Brauer den Gesang, die Chöre und Lagerkapellen der deutschen kommunistischen Häfltinge. Die beim Weihnachtsfest 1936 durch das gemeinsame Singen erfahrene tröstende Kraft der Musik ist Auslöser für nachfolgende musikalische Treffen. Die Liederbücher und das -repertoire zeigen, wie Musik als Gruppenstrategie genutzt wurde. Auch die tschechischen Studenten, die seit November 1939 in Sachsenhausen inhaftiert waren, nehmen diese gemeinsame Aktivität durchweg positiv wahr. Ein eigenes Unterkapitel widmet Brauer dem polnischen Lagersänger Aleksander Kuliszewicz. Die polnischen Gefangenen zeichneten sich durch besonderes musikalisches Engagement aus, da sie sehr schnell eine ausgeprägte Interessen- und Überlebensgemeinschaft bildeten. Den norwegischen Häftlingen war es aufgrund ihrer privilegierten Stellung möglich, Musik als Teil ihres Gemeinschaftslebens zu integrieren. Im dritten Teil geht Brauer auf das Wechselverhältnis von Musik und Gewalt am Beispiel der jüdischen Häftlinge und der Zeugen Jehovas ein. Die gezielt eingesetzte und gewollt tödliche Brutalität richtete sich gegen das Stigma vom musikalischen Juden: »Es scheint, als wollten die zuständigen SS-Blockführer mit Gewalt diesen Gefangenen ihre vermutete Musikalität austreiben.« (S.?298) So wird das befohlene Singen während qualvoller Misshandlungen zu einem typischen Gewaltritual der SS. Auch bei den Zeugen Jehovas sollten mit Hilfe von erzwungenem Singen Identitäten gebrochen werden. Jedoch geriet diese Mischform aus physischer Gewalt und psychischer Demütigung aufgrund ihres ausgeprägten Gemeinschaftsbewusstseins nicht selten zu einer Demonstration des unerschütterlichen Glaubens der Zeugen Jehovas. Im vierten und letzten Teil geht Brauer auf die nationalen und internationalen Dimensionen von Musik ein. Beispielhaft werden die Weihnachtsfeste, die gruppenübergreifenden musikalischen Veranstaltungen und die internationalen Lieder in Sachsenhausen analysiert. Insgesamt gelingt es Brauer, eine fundierte, auf breiter Quellenbasis angelegte Studie zu den musikalischen Aktivitäten von sechs Häftlingsgruppen vorzulegen und Musik und Gesang als Teil der Alltagsgeschichte im Konzentrationslager Sachsenhausen zu verorten. Die sorgfältige Analyse des Quellenmaterials und der sensible Gebrauch der Sprache – gerade in der Beschreibung der emotionalen Wirkung von Musik – zeichnen dieses Buch aus. Die Exkurse über die Lebenswege aussergewöhnlicher Sänger und Musiker ermöglichen dem Leser darüber hinaus, Kenntnisse über das Erleben und Überleben in Extremsituationen mit individuellen Schicksalen zu verknüpfen. ISBN-10 3-940938-16-5 / 3940938165 ISBN-13 978-3-940938-16-9 / 9783940938169 Geschichte Politik Zeitgeschehen 20. Jahrhundert bis 1945 Drittes Reich Musik 20. Jahrhundert bis 1945 Sachsenhausen Konzentrationslager.
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9783940938169 - Juliane Brauer: Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen
Juliane Brauer

Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen (2008)

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ISBN: 9783940938169 bzw. 3940938165, in Deutsch, 453 Seiten, Metropol-Verlag, Taschenbuch, gebraucht, Erstausgabe.

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9783940938169 - Brauer, Juliane: Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen
Brauer, Juliane

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