Vom Lendenschurz zur Modetracht - Aus der Geschichte des Kostüms
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9783945704561 - Mützel, Hans: Vom Lendenschurz zur Modetracht (eBook, PDF)
Mützel, Hans

Vom Lendenschurz zur Modetracht (eBook, PDF)

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ISBN: 9783945704561 bzw. 3945704561, in Deutsch, neu.

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Das Werk "Vom Lendenschurz zur Modetracht" von Hans Mützel, der Ethnologe und Künstler in einer Person war, ist ein fesselndes, spannendes Werk, das in chronologischer Weise und in kompakter Form, mit vielen Abbildungen, davon 8 mehrfarbigen, die Entwicklung der Kleidung bis etwa 1925 aufzeigt.Nachfolgend eine Kostprobe von Hans Mützel.NACHWORT zu dem I. Kapitel. Bekleidungsprobleme Zum ersten Mal ist hier der Versuch gemacht worden, die bunte Fülle der Kleidertrachten nach den Grundgedanken des Schnittes und der Konstruktion zu ordnen und es hatte sich ergeben, dass die einzelnen Bekleidungstypen auf grosse zusammenhängende Gebiete der Erdoberfläche verteilt sind. Das ist sicher kein Zufall. Es gibt also eine Kleidergeographie und das Gesamtbild der Trachtenwelt ist kein Chaos mehr, seitdem wir die inneren Zusammenhänge und die bewegenden Gedanken mit europäischer Sachlichkeit aufgedeckt haben. Aber wem zum Glück? Wir haben einen hohen Preis dafür gezahlt; denn wir haben die bittere Erkenntnis dagegen eingetauscht, dass das Gefühl für richtige Bekleidung in uns längst erstorben ist. Schon lange strömt nichts mehr aus einem reichen Born schöpferischer Kleiderkunst. Wir haben es brennend nötig, das mit dem Intellekt zu erdenken, was stilsichere Völker mit dem nie fehlgreifenden Instinkt erschaffen. Und das bedeutet Greisentum. Das sterbende Europa hält hilfesuchend Umschau nach neuen Anregungen. Wir steckten allzuvoll von historischen Reminiszenzen; aber ihre Zauberkraft ist vorbei. Ein Kulturzustand, wo die Tracht mit der Architektur, dem Gerät und dem Mobiliar eine künstlerische Einheit bildet, lässt sich künstlich nicht wieder heraufbeschwören. Das war zum letzten Mal der Fall gewesen zur holden Blütezeit der Rokokokultur; mit ihrem Ausklingen in der Revolutionstracht hatte auch die Entwicklung des eigentlichen europäischen Kostüms ein Ende gefunden. Zum mindesten ward sie gewaltsam unterbrochen durch die Politik, die stärker war als die Widerstandskraft des sterbenden Rokoko. Für das Staatsleben sollte das klassische Altertum das Vorbild sein, also auch für die Tracht; so wollten es die Regisseure der französischen Revolution. Aber sie konnten nur die äusseren Erscheinungen der griechischen und römischen Kostüme oberflächlich nachahmen, ohne die Bekleidungsgedanken zu er fassen, und so blieb es bei einer Maskerade für Feste im antiken Stil. Und auch nur für die Damenwelt. Das männliche Kostüm hatte sich für die englische bürgerliche Nützlichkeitstracht entschieden und keine Kraft mehr zu einem neuen Gebilde gefunden, das zu repräsentieren fähig gewesen wäre. Das 19. Jahrhundert hatte keinen Sinn mehr für Kleiderkunst, es blieb bei einer gesteigerten Bekleidungskunst. Die Herrenmode hat in diesem Stadium ihre Entwicklung eigentlich abgeschlossen; es gibt nur noch eine Fortentwicklung der weiblichen Tracht.Nach dem Höhenflug zur Antike bei unzulänglichen Mitteln, hatte auch die weibliche Tracht den Zug ins Spiessbürgerlich-Profane genommen und sich nur noch einmal in der sog. Biedermeiertracht von ca. 1825—1840 zu einer originellen Schöpfung mit reizvoll eigenartiger Note aufgerafft, allerdings ohne die aristokratischen Allüren früherer Zeiten. Ohne diesen Antrieb war aber auch eine eigentliche Kleiderkultur nicht denkbar, wo keine Repräsentation von Macht ist, hat auch niemand die Ehrenpflicht, besonders geschmackvoll zu sein. Und so wird die Steigerung der Modebedürfnisse weit mehr eine Angelegenheit der Fabrikanten als eine des Publikums. Es gab sehr gutes Handwerk, sehr gute Qualität, sehr gute Bekleidungskunst — solange es noch keine eigentliche Bekleidungsindustrie gab. Sobald diese kam mit ihrem Produktionszwang, suchte man die Motive bei allen historischen Formenkreisen; man lebte von Entlehnungen und lieferte die Tracht einem unfruchtbaren Eklektizismus aus. Eine Stileinheit mit der Umwelt gab es nicht mehr, denn auch im übrigen Kunstgewerbe befruchtete man sich von anderwärts, aber an ganz anders gerichteten Stilen. Es war eine Zeit des Auseinanderfallens aller Kultur, die sich dann auch in Monstrositäten einer üblen Kleidertapezierkunst äusserte. Von 1870—1900 bietet denn auch die Modengeschichte ein Abbild der damals herrschenden Unklarheit, welche die feinen Geister zur Verzweiflung und schliesslich zur Empörung trieb. Zuerst neuen Resultaten, die für die Neuschöpfungen von Kostümen verwendbar sind. Darum ist auch auf den vorhergehenden Seiten so wenig von Renaissance, Rokoko, Directoire, Empire und Biedermeier die Rede gewesen, sondern desto mehr von Mongolen, Chinesen, Arabern, Indern, Eskimos und allen jenen Völkern, bei denen noch ein reines Stilgefühl unbewusst tätig ist. Die Modeschöpfungen der letzten Jahre verzichteten daher bewusst auf die komplizierte Zuschneidemethode einer überbildeten Kultur und kehrten zu primitiven Schnitten zurück. In diesem Sinne bewegten sie sich im ostasiatischen Gedankenkreis; das soll nicht heissen, dass unsere Damen ausgesprochen chinesisch oder japanisch gekleidet waren; so hätte man es früher gemacht — aber tibetanische und mongolische Vorbilder konnte man besonders in den Mänteln und Überkleidern wiedererkennen und Motive aus der Kaftan- und Wickeltracht kamen in Gesellschafts- und Strassenkleidern reichlich zur Verwendung; die Tracht war organisch und kleidsam, vernunftgemäss und hygienisch einwandfrei. Mehr kann man auf einmal nicht verlangen. Die Zuschneidekunst ist nicht mehr die Hauptsache, sondern der konstruktive Gedanke. So kann aus der Bekleidungskunst wieder eine Kleiderkunst werden. Es gilt aber auch, die Zukunft sicherzustellen. Es genügt nicht, einmalige Gebilde zu schaffen, die nach aller Logik der Kleiderkunst erdacht sind, sondern die Gehirne der Schaffenden müssenso geschult werden, dass sie auch in diesem Sinne organisch die Formen weiter entwickeln können und die grosse Partei der Empfangenden, der Modegeniessenden muss ebenfalls so geschult werden, dass sie jeden Verstoss gegen diese Kleiderlogik als unorganisch ablehnt; kurz, es bedarf einer Erziehung zum Kleiderstil. Und das können wir noch leisten, solange wir noch die Trachten der ungebrochenen Völker daraufhin studieren können, bald aber wird auch das zu spät sein. Denn die alten Kulturvölker, die uns bis jetzt etwas schenken können, scheinen auch zu verarmen und unsicher zu werden in ihren künstlerischen Instinkten — denn sie nehmen widerstandslos die kulturlose europäische Nützlichkeitstracht an und versinken ihrerseits in dieselbe Barbarei wie wir.
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9783945704561 - Hans Mützel: Vom Lendenschurz zur Modetracht - Aus der Geschichte des Kostüms
Hans Mützel

Vom Lendenschurz zur Modetracht - Aus der Geschichte des Kostüms

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Vom Lendenschurz zur Modetracht: Das Werk `Vom Lendenschurz zur Modetracht` von Hans Mützel, der Ethnologe und Künstler in einer Person war, ist ein fesselndes, spannendes Werk, das in chronologischer Weise und in kompakter Form, mit vielen Abbildungen, davon 8 mehrfarbigen, die Entwicklung der Kleidung bis etwa 1925 aufzeigt. Nachfolgend eine Kostprobe von Hans Mützel. NACHWORT zu dem I. Kapitel. Bekleidungsprobleme Zum ersten Mal ist hier der Versuch gemacht worden, die bunte Fülle der Kleidertrachten nach den Grundgedanken des Schnittes und der Konstruktion zu ordnen und es hatte sich ergeben, dass die einzelnen Bekleidungstypen auf grosse zusammenhängende Gebiete der Erdoberfläche verteilt sind. Das ist sicher kein Zufall. Es gibt also eine Kleidergeographie und das Gesamtbild der Trachtenwelt ist kein Chaos mehr, seitdem wir die inneren Zusammenhänge und die bewegenden Gedanken mit europäischer Sachlichkeit aufgedeckt haben. Aber wem zum Glück Wir haben einen hohen Preis dafür gezahlt denn wir haben die bittere Erkenntnis dagegen eingetauscht, dass das Gefühl für richtige Bekleidung in uns längst erstorben ist. Schon lange strömt nichts mehr aus einem reichen Born schöpferischer Kleiderkunst. Wir haben es brennend nötig, das mit dem Intellekt zu erdenken, was stilsichere Völker mit dem nie fehlgreifenden Instinkt erschaffen. Und das bedeutet Greisentum. Das sterbende Europa hält hilfesuchend Umschau nach neuen Anregungen. Wir steckten allzuvoll von historischen Reminiszenzen aber ihre Zauberkraft ist vorbei. Ein Kulturzustand, wo die Tracht mit der Architektur, dem Gerät und dem Mobiliar eine künstlerische Einheit bildet, lässt sich künstlich nicht wieder heraufbeschwören. Das war zum letzten Mal der Fall gewesen zur holden Blütezeit der Rokokokultur mit ihrem Ausklingen in der Revolutionstracht hatte auch die Entwicklung des eigentlichen europäischen Kostüms ein Ende gefunden. Zum mindesten ward sie gewaltsam unterbrochen durch die Politik, die stärker war als die Widerstandskraft des sterbenden Rokoko. Für das Staatsleben sollte das klassische Altertum das Vorbild sein, also auch für die Tracht so wollten es die Regisseure der französischen Revolution. Aber sie konnten nur die äusseren Erscheinungen der griechischen und römischen Kostüme oberflächlich nachahmen, ohne die Bekleidungsgedanken zu er fassen, und so blieb es bei einer Maskerade für Feste im antiken Stil. Und auch nur für die Damenwelt. Das männliche Kostüm hatte sich für die englische bürgerliche Nützlichkeitstracht entschieden und keine Kraft mehr zu einem neuen Gebilde gefunden, das zu repräsentieren fähig gewesen wäre. Das 19. Jahrhundert hatte keinen Sinn mehr für Kleiderkunst, es blieb bei einer gesteigerten Bekleidungskunst. Die Herrenmode hat in diesem Stadium ihre Entwicklung eigentlich abgeschlossen es gibt nur noch eine Fortentwicklung der weiblichen Tracht. Nach dem Höhenflug zur Antike bei unzulänglichen Mitteln, hatte auch die weibliche Tracht den Zug ins Spiessbürgerlich-Profane genommen und sich nur noch einmal in der sog. Biedermeiertracht von ca. 18251840 zu einer originellen Schöpfung mit reizvoll eigenartiger Note aufgerafft, allerdings ohne die aristokratischen Allüren früherer Zeiten. Ohne diesen Antrieb war aber auch eine eigentliche Kleiderkultur nicht denkbar, wo keine Repräsentation von Macht ist, hat auch niemand die Ehrenpflicht, besonders geschmackvoll zu sein. Und so wird die Steigerung der Modebedürfnisse weit mehr eine Angelegenheit der Fabrikanten als eine des Publikums. Es gab sehr gutes Handwerk, sehr gute Qualität, sehr gute Bekleidungskunst solange es noch keine eigentliche Bekleidungsindustrie gab. Sobald diese kam mit ihrem Produktionszwang, suchte man die Motive bei allen historischen Formenkreisen man lebte von Entlehnungen und lieferte die Tracht einem unfruchtbaren Eklektizismus aus. Eine Stileinheit mit der Umwelt gab es nicht mehr, denn auch im übrigen Kunstgewerbe befruchtete man sich von anderwärts, aber an ganz anders gerichteten Stilen. Es war eine Zeit des Auseinanderfallens aller Kultur, die sich dann auch in Monstrositäten einer üblen Kleidertapezierkunst äusserte. Von 18701900 bietet denn auch die Modengeschichte ein Abbild der damals herrschenden Unklarheit, welche die feinen Geister zur Verzweiflung und schliesslich zur Empörung trieb. Zuerst neuen Resultaten, die für die Neuschöpfungen von Kostümen verwendbar sind. Darum ist auch auf den vorhergehenden Seiten so wenig von Renaissance, Rokoko, Directoire, Empire und Biedermeier die Rede gewesen, sondern desto mehr von Mongolen, Chinesen, Arabern, Indern, Eskimos und allen jenen Völkern, bei denen noch ein reines Stilgefühl unbewusst tätig ist. Die Modeschöpfungen der letzten Jahre verzichteten daher bewusst auf die komplizierte Zuschneidemethode einer überbildeten Kultur und kehrten zu primitiven Schnitten zurück. In diesem Sinne bewegten sie sich im ostasiatischen Gedankenkreis das soll nicht heissen, dass unsere Damen ausgesprochen chinesisch oder japanisch gekleidet waren so hätte man es früher gemacht aber tibetanische und mongolische Vorbilder konnte man besonders in den Mänteln und Überkleidern wiedererkennen und Motive aus der Kaftan- und Wickeltracht kamen in Gesellschafts- und Strassenkleidern reichlich zur Verwendung die Tracht war organisch und kleidsam, vernunftgemäss und hygienisch einwandfrei. Mehr kann man auf einmal nicht verlangen. Die Zuschneidekunst ist nicht mehr die Hauptsache, sondern der konstruktive Gedanke. So kann aus der Bekleidungskunst wieder eine Kleiderkunst werden. Es gilt aber auch, die Zukunft sicherzustellen. Es genügt nicht, einmalige Gebilde zu schaffen, die nach aller Logik der Kleiderkunst erdacht sind, sondern die Gehirne der Schaffenden müssen so geschult werden, dass sie auch in diesem Sinne organisch die Formen weiter entwickeln können und die grosse Partei der Empfangenden, der Modegeniessenden muss ebenfalls so geschult werden, dass sie jeden Verstoss gegen diese Kleiderlogik als unorganisch ablehnt kurz, es bedarf einer Erziehung zum Kleiderstil. Und das können wir noch leisten, solange wir noch die Trachten der ungebrochenen Völker daraufhin studieren können, bald aber wird auch das zu spät sein. Denn die alten Kulturvölker, die uns bis jetzt etwas schenken können, scheinen auch zu verarmen und unsicher zu werden in ihren künstlerischen Instinkten denn sie nehmen widerstandslos die kulturlose europäische Nützlichkeitstracht an und versinken ihrerseits in dieselbe Barbarei wie wir. Ebook.
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