Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab: Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946: Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946. Hrsg. v. . Museum d. Kulturamtes Berlin Prenzlauer Berg
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9783931337308 - Gröschner, Annett [Hrsg.]: Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab : Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946
Gröschner, Annett [Hrsg.]

Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab : Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946 (1996)

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ISBN: 9783931337308 bzw. 3931337308, in Deutsch, 371 Seiten, Kontext-Verl. Berlin, Taschenbuch, gebraucht, guter Zustand.

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Von Privat, hazen, [5409688].
Jeder kennt heutzutage die immer wieder zitierten Dokumente des zerstörten Deutschland im Frühjahr 1945. In Ergänzung zu diesen häufig gezeigten und dadurch vertraut erscheinenden Zeugnissen erzählt die vorliegende Aufsatzsammlung vom Grauen des Krieges und dem Ausmass der Zerstörung nach Kriegsende, von dem ungewissen Warten in Luftschutzkellern, dem Zusammenbruch jeglicher Ordnung der letzten Kriegstage und den Anfängen neuen Lebens in den Ruinen Berlins. Nach Einstellung der Kriegshandlungen beschreiben hier Schüler die Organisierung des Alltags, die Beschaffung des Lebensnotwendigen, berichten von ersten Rechenaufgaben in der Schule zur Ermittlung des Glasbedarfs für die fehlenden Scheiben im Klassenraum. Kinder und Jugendliche erzählen über ihre Gefühle in ihrer kindlichen und damit direkten Sicht während der Ereignisse im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg vor über fünfzig Jahren. Die Aufsätze haben viele Autoren. Die Schüler schrieben sie u.A. zusammen mit ihren Geschwistern. "Der Beschuss Es war Sonnabend, den 21. April 1945. Meine Mutti sagte zu mir: "Wilma, gehe nicht so weit weg, die Russen schiessen. Das ist kein Übungsschiessen, wie die Zeitung schreibt." Ich sagte: "Nein, nein, ich gehe bloss nach Brot." Ich bin nach der Greifenhagener Strasse gegangen. Es regnete und war sehr trübes Wetter. Als ich nun so eine Weile anstand, da pfiff es auf einmal so komisch und schlug ein. Ich dachte bei mir, das sind die russischen Granaten. Ich rannte was ich konnte. Ich kam ganz ausser Atem zu Hause an. Auf dem Hof traf ich meinen Opa. Er sagte: "Gehe fix in den Keller." In einem Nu war ich im Keller, denn ich hatte schreckliche Angst. Um 12 Uhr assen wir zu Mittag. So ging es 12 Tage den ungewohnten Gang weiter. Ich bin nie aus dem Keller rausgekommen, nur meine Mutti und mein Opa sorgten für das Essen. Am 28. April 1945 fiel auf unseren Hof eine Granate. Meine Mutti stand mit 7 Frauen auf dem Hof, als die Granate einschlug. Meiner Mutti wurden die Beine a bgerissen. Meine liebe Mutti wurde am 30. April 1945 beerdigt. Das war mein Erlebnis während des Beschusses. (Wilma D., 6. Klasse der 41. Schule in Berlin Prenzlauer Berg)", 1996, Paperback, wie neu, 21 x 25 cm, 1089g, 371, Internationaler Versand, Banküberweisung, PayPal.
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9783931337308 - Annett Gröschner (Hg.): ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab. Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946
Annett Gröschner (Hg.)

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ISBN: 9783931337308 bzw. 3931337308, in Deutsch, 376 Seiten, Kontext Verlag, Berlin, gebundenes Buch, gebraucht, guter Zustand, Erstausgabe.

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Annett Gröschner sammelt Geschichten von Kindern die ihre unmittelbaren Erlebnisse aus der Kriegs- und Nachkriegszeit niedergeschrieben haben. Es entsteht eine Anthologie von Aufsätzen als Ergebnis akribischer Recherche und zugleich ein Muster an editorischer Sorgfalt. Die in den Aufsätzen aufbewahrte kleinteilige, konkrete Erinnerungen beschreiben den Alltag der Kinder und sind subjektive Momentaufnahmen. Sie erzählen von dem ungewissen Warten in Luftschutzkellern, dem Zusammenbruch jeglicher Ordnung der letzten Kriegstage und die Organisierung des Alltags, die Beschaffung des Lebensnotwendigen, berichten nach dem Ende des Krieges von ersten Rechenaufgaben in der Schule zur Ermittlung des Glasbedarfs für die fehlenden Scheiben im Klassenraum, von den Anfängen neuen Lebens in den Ruinen Berlins. Festgehalten ohne grosse zeitliche Distanz, sind diese Erinnerungen ein einmaliges, weil authentisches Vermächtnis. Vergangenheit bekommt Namen, erhält Gesichter, es sind die Gesichter, die durch die Schilderungen der Kinder lebendig werden. Die Kinder hatten alles erlebt. Radioansagen, in denen die sich nähernden Bomber angekündigt wurden, das Dröhnen ihrer Motoren, das Stakkato der Fliegerabwehrkanonen in der Nachbarschaft, das Donnern der Einschläge. Sie hatten den Schmerz in den Trommelfellen gespürt, wenn die Druckwelle ihre Ohren erreichte, hatten den Kalk geschmeckt, der von der Kellerdecke rieselt. Sie hatte ihre Häuser einstürzen sehen und die Leichen, die in den Strassen lagen, hatten fremde Soldaten beobachtet, die über Trümmer hinweg durch die Strassen stürmten, und das Rasseln ihrer Panzerketten vernommen. Doch nun war alles vorbei. Das Jahr 1946 war gerade angebrochen, als die Lehrer in Prenzlauer Berg ihre Schüler aufforderten, aufzuschreiben, was in den letzten drei Jahren geschehen war. Und sie schrieben. Helga zum Beispiel aus der Schönhauser Allee: „Als der Krieg 1939 begann, war ich 4 Jahre alt.“ Knapp sechs Jahre später kam der Krieg zu Helga nach Hause, sie war gerade zehn und zieht anrührend lakonisch Bilanz: „Nachts um ½1 Uhr fanden wir unser mühsam errichtetes Heim brennend vor. Der Anblick war für mich und meine Eltern sehr traurig.“ Ein anderes Mädchen schilderte den 23. November 1943 in dramatischen Worten: „Wir gingen durch brennende Strassen, die Funken flogen uns um die Ohren, Balken sausten von den brennenden Häusern. Meine Mutter ging mit meinem zwei Monate alten Bruder vor, ich ging hinterher und schlug mit einem nassen Tuch die brennenden Funken, die meine Mutter umfassten, ab.“ Dieter aus der ersten Klasse einer Oberschule beschrieb, wie er das Bombardement im Keller erlebte: „Auf einmal dachten wir, Himmel und Erde vereinen sich. Mauersteine flogen uns an die Köpfe. Staubwolken wirbelten im Raum herum. Ich dachte, wir kommen nicht mehr heil hinaus. Mein Freund Wolfhart und seine Schwester kamen jammernd zu uns in den hinteren Luftschutzraum. Die Steine von unserem Luftschutzabort überschütteten meinen Opa. Meine Tante quiekte wie ein Ferkel und kam händeringend zu uns.“ Warum die Schüler im Frühjahr 1946 diese Aufsätze verfassen sollten, lässt sich heute nicht mehr genau klären. Die einen sagen, es ging darum, ein heimatkundliches Archiv anzulegen. Vielleicht wollte man auch wissen, was die letzten Jahre in der kindlichen Vorstellungswelt angerichtet hatten. Möglicherweise waren viele Lehrer einfach froh, einen Teil ihrer Schüler für ein paar Tage wieder nach Hause zu schicken. Denn die übriggebliebenen Schulgebäude waren nahezu alle immer noch beschädigt, Fensterglas Mangelware. Es fehlte an Platz, es fehlte an Heizmaterial, 30 Prozent der Kinder hatten nicht einmal geeignete Schuhe, mit denen sie ihren Schulweg im Winter hätten bestreiten können. 1358 Aufsätze entstanden auf diese Weise von Januar bis Mai 1946, die jüngsten Autoren waren gerade zehn Jahre alt, die ältesten 17. Den Schülern wurden unterschiedliche Themen als Aufgabe gestellt. Gut die Hälfte der Aufsätze handelt von den Ereignissen des Krieges, von den Bombenangriffen und der Erstürmung der Stadt. Obwohl sehr viele Kinder seit 1943 im Rahmen der Kinderlandverschickung in vermeintlich sichere Gebiete ausserhalb Berlins gebracht worden waren, blieb doch eine grosse Zahl zurück. Weil sie bei ihren Familien sein wollten oder sie heimgekehrt waren, als ihr Ausweichquartier in die Frontlinie geriet. So befanden sich unmittelbar nach Kriegsende noch mehr als 15 000 Kinder allein im Bezirk Prenzlauer Berg, jedenfalls waren so viele Lebensmittelkarten für sie ausgegeben worden. Sie hatten auch die letzte Etappe erlebt, den Sturm auf die Stadt, der am 20. April 1945 mit Artilleriebeschuss begann und 12 Tage dauerte. Unter ihnen Irene aus der Mädchenmittelschule II. „Die Geschossgarben der Tiefflieger fegten durch die leeren Strassen des Berliner Nordens“, beginnt ihr Bericht. Sie schilderte, wie sie mit ihrer Mutter zum Einkaufen ging, um eine Sonderzuteilung Fleisch zu holen. „Ängstlich lugten wir aus dem Flurfenster. Konnten wir es jetzt wagen? Ja, also raus, ein paar Schritte bis zur Bornholmer Strasse und dann hinüber.“ Kurz darauf gerieten sie unter Beschuss. „Wir drückten uns ganz dicht zusammen, damit wir so winzig wie möglich wurden. Die Kugeln klatschten gegen die Hauswand, es pfiff und johlte über uns, und zwischendurch hörten wir immer wieder den Einschlag einer Granate der russischen Artillerie.“ Schliesslich erreichten sie den Fleischerladen, wo sie sich in eine lange Warteschlange einreihten. Zehn Minuten später schlug unter den Wartenden eine Bombe ein, tötete acht, verletzte 14 schwer, wie Irene schrieb. „Uns war glücklicherweise nichts passiert. Nur liessen wir Fleisch Fleisch sein, und im Eiltempo ging es wieder unter Beschuss nach Hause.“ Da die Arbeiten Ereignisse aufgreifen, die höchstens drei Jahre zurückliegen, kann man von hoher Authentizität ausgehen. Wenngleich Einschränkungen gemacht werden müssen. Annett Gröschner hat recherchiert, unter welchen Bedingungen die Aufsätze entstanden, nämlich am heimischen Tisch. In vielen Fällen dürften ältere Geschwister, Eltern oder Grosseltern geholfen haben. Sie alle hatten unter dem Einfluss der Nazipropaganda gestanden, doch sie wussten, dass jetzt ein anderer Ton gefragt war. Schliesslich war es die sowjetische Kommandantur, die grossen Wert auf die zügige Öffnung der Schulen gelegt hatte. Zwar wurden Plünderungen und Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten keineswegs verschwiegen, aber ebenso oft wurde hervorgehoben, dass die „Russen“ – der offizielle Begriff „ Sowjetmenschen“ hatte sich nicht durchgesetzt – sich sehr viel besser verhielten als befürchtet. Wobei nicht alle stilsicher die richtigen Worte fanden, wenn sie die fremden Soldaten etwa „zutraulich“ nannten. Im Mai 1946 wurde das Thema Rückkehr zur Normalität und Wiederaufbau ausgegeben. Ein gefahrvoller Weg, wie ihn Wolfgang aus der Strassburger Strasse beschrieb: „In den Strassen lagen Granaten, Gewehre, Panzerfäuste und vieles mehr umher.“ Wolfgang beobachtete einen Sechsjährigen: „Er spielte am Abzugshebel einer Panzerfaust, plötzlich ging das Ding los und mitten in eine Munitionskiste hinein. Sämtliche Kinder, die umherstanden, wurden zerrissen.“ Die 13-jährige Renate aus der Schliemannstrasse schilderte die Mühsal, die der Zusammenbruch der Wasserversorgung in den ersten Friedensmonaten mit sich brachte: „Jeden Tag musste ich mich drei bis vier Stunden nach Wasser anstellen. In lange und breite Reihen von Menschen mussten wir, das heisst meine Freundin und ich, uns einreihen. Oft ging auch die Pumpe in der Dunckerstrasse entzwei, und wir mussten weit laufen, bis wir endlich einen Wasserhydranten fanden, der uns unsere Eimer füllte. Durch und durch nassgespritzt trugen wir dann die vollen Eimer, die nicht leicht waren, nach Hause. Abends, wenn wir müde und zerschlagen vom Anstehen heimkamen, musste man das Abendbrot beim letzten Stümpchen Talglicht, das Mutti noch hatte, einnehmen. Kein elektrisches Licht brannte, kein Radio spielte, weil die Stromleitungen zerstört waren.“ Der Juli 1945 brachte für Renate die erste gute Nachricht: „Endlich lief das Wasser wieder auch in unserem Bezirk. Dann wurden die Elektrizitätswerke in Tätigkeit gesetzt. Das war eine grosse Überraschung für uns, als an einem Sonntag das Licht anging.“ Und im Januar 1946 die nächste Freude: „Das Gas brannte wieder. Erst jetzt haben wir es erfahren, wie wichtig Wasser, Strom und Gas sind.“ Im April 1946 war das Strassenbild schon ein anderes, wie die 14-jährige Rosemarie schrieb: „Die Schutthaufen, die meistens bis mitten auf den Fahrdamm reichten, sind entweder ganz weg, oder sie sind bis zur eigentlichen Häuserfront zurückgeschippt worden.“ Die Weissbierbrauerei in der Strassburger Strasse, „die aussah, als könne sie nie wieder existieren, ist schon wieder halb ausgeflickt. Jetzt ist auch der ganz verwilderte Garten der Villa hergerichtet, und jeder Angestellte der Brauerei kann sich dort ein Beet anlegen. So sieht man, dass der Aufbau im vollen Gange ist.“ Ein Aufbau, das ahnten die meisten, der noch lange Zeit in Anspruch nehmen würde, aber, wie es in einem weiteren Aufsatz heisst, „man darf sich der Hoffnung hingeben, dass in ferner Zukunft, vielleicht in zehn bis 20 Jahren, die dann in Berlin lebende und wohnende Bevölkerung wieder ein freundlicheres Stadtbild vor Augen haben wird.“, 1996, Halbleinen, wie neu, 256 x 203 mm, 1100g, 1. 376, Internationaler Versand, Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung.
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9783931337308 - Annett Gröschner (Hg.): ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab. Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946
Annett Gröschner (Hg.)

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Annett Gröschner sammelt Geschichten von Kindern die ihre unmittelbaren Erlebnisse aus der Kriegs- und Nachkriegszeit niedergeschrieben haben. Es entsteht eine Anthologie von Aufsätzen als Ergebnis akribischer Recherche und zugleich ein Muster an editorischer Sorgfalt. Die in den Aufsätzen aufbewahrte kleinteilige, konkrete Erinnerungen beschreiben den Alltag der Kinder und sind subjektive Momentaufnahmen. Sie erzählen von dem ungewissen Warten in Luftschutzkellern, dem Zusammenbruch jeglicher Ordnung der letzten Kriegstage und die Organisierung des Alltags, die Beschaffung des Lebensnotwendigen, berichten nach dem Ende des Krieges von ersten Rechenaufgaben in der Schule zur Ermittlung des Glasbedarfs für die fehlenden Scheiben im Klassenraum, von den Anfängen neuen Lebens in den Ruinen Berlins. Festgehalten ohne grosse zeitliche Distanz, sind diese Erinnerungen ein einmaliges, weil authentisches Vermächtnis. Vergangenheit bekommt Namen, erhält Gesichter, es sind die Gesichter, die durch die Schilderungen der Kinder lebendig werden. Die Kinder hatten alles erlebt. Radioansagen, in denen die sich nähernden Bomber angekündigt wurden, das Dröhnen ihrer Motoren, das Stakkato der Fliegerabwehrkanonen in der Nachbarschaft, das Donnern der Einschläge. Sie hatten den Schmerz in den Trommelfellen gespürt, wenn die Druckwelle ihre Ohren erreichte, hatten den Kalk geschmeckt, der von der Kellerdecke rieselt. Sie hatte ihre Häuser einstürzen sehen und die Leichen, die in den Strassen lagen, hatten fremde Soldaten beobachtet, die über Trümmer hinweg durch die Strassen stürmten, und das Rasseln ihrer Panzerketten vernommen. Doch nun war alles vorbei. Das Jahr 1946 war gerade angebrochen, als die Lehrer in Prenzlauer Berg ihre Schüler aufforderten, aufzuschreiben, was in den letzten drei Jahren geschehen war. Und sie schrieben. Helga zum Beispiel aus der Schönhauser Allee: Als der Krieg 1939 begann, war ich 4 Jahre alt. Knapp sechs Jahre später kam der Krieg zu Helga nach Hause, sie war gerade zehn und zieht anrührend lakonisch Bilanz: Nachts um 1 Uhr fanden wir unser mühsam errichtetes Heim brennend vor. Der Anblick war für mich und meine Eltern sehr traurig. Ein anderes Mädchen schilderte den 23. November 1943 in dramatischen Worten: Wir gingen durch brennende Strassen, die Funken flogen uns um die Ohren, Balken sausten von den brennenden Häusern. Meine Mutter ging mit meinem zwei Monate alten Bruder vor, ich ging hinterher und schlug mit einem nassen Tuch die brennenden Funken, die meine Mutter umfassten, ab. Dieter aus der ersten Klasse einer Oberschule beschrieb, wie er das Bombardement im Keller erlebte: Auf einmal dachten wir, Himmel und Erde vereinen sich. Mauersteine flogen uns an die Köpfe. Staubwolken wirbelten im Raum herum. Ich dachte, wir kommen nicht mehr heil hinaus. Mein Freund Wolfhart und seine Schwester kamen jammernd zu uns in den hinteren Luftschutzraum. Die Steine von unserem Luftschutzabort überschütteten meinen Opa. Meine Tante quiekte wie ein Ferkel und kam händeringend zu uns. Warum die Schüler im Frühjahr 1946 diese Aufsätze verfassen sollten, lässt sich heute nicht mehr genau klären. Die einen sagen, es ging darum, ein heimatkundliches Archiv anzulegen. Vielleicht wollte man auch wissen, was die letzten Jahre in der kindlichen Vorstellungswelt angerichtet hatten. Möglicherweise waren viele Lehrer einfach froh, einen Teil ihrer Schüler für ein paar Tage wieder nach Hause zu schicken. Denn die übriggebliebenen Schulgebäude waren nahezu alle immer noch beschädigt, Fensterglas Mangelware. Es fehlte an Platz, es fehlte an Heizmaterial, 30 Prozent der Kinder hatten nicht einmal geeignete Schuhe, mit denen sie ihren Schulweg im Winter hätten bestreiten können. 1358 Aufsätze entstanden auf diese Weise von Januar bis Mai 1946, die jüngsten Autoren waren gerade zehn Jahre alt, die ältesten 17. Den Schülern wurden unterschiedliche Themen als Aufgabe gestellt. Gut die Hälfte der Aufsätze handelt von den Ereignissen des Krieges, von den Bombenangriffen und der Erstürmung der Stadt. Obwohl sehr viele Kinder seit 1943 im Rahmen der Kinderlandverschickung in vermeintlich sichere Gebiete ausserhalb Berlins gebracht worden waren, blieb doch eine grosse Zahl zurück. Weil sie bei ihren Familien sein wollten oder sie heimgekehrt waren, als ihr Ausweichquartier in die Frontlinie geriet. So befanden sich unmittelbar nach Kriegsende noch mehr als 15 000 Kinder allein im Bezirk Prenzlauer Berg, jedenfalls waren so viele Lebensmittelkarten für sie ausgegeben worden. Sie hatten auch die letzte Etappe erlebt, den Sturm auf die Stadt, der am 20. April 1945 mit Artilleriebeschuss begann und 12 Tage dauerte. Unter ihnen Irene aus der Mädchenmittelschule II. Die Geschossgarben der Tiefflieger fegten durch die leeren Strassen des Berliner Nordens, beginnt ihr Bericht. Sie schilderte, wie sie mit ihrer Mutter zum Einkaufen ging, um eine Sonderzuteilung Fleisch zu holen. Ängstlich lugten wir aus dem Flurfenster. Konnten wir es jetzt wagen? Ja, also raus, ein paar Schritte bis zur Bornholmer Strasse und dann hinüber. Kurz darauf gerieten sie unter Beschuss. Wir drückten uns ganz dicht zusammen, damit wir so winzig wie möglich wurden. Die Kugeln klatschten gegen die Hauswand, es pfiff und johlte über uns, und zwischendurch hörten wir immer wieder den Einschlag einer Granate der russischen Artillerie. Schliesslich erreichten sie den Fleischerladen, wo sie sich in eine lange Warteschlange einreihten. Zehn Minuten später schlug unter den Wartenden eine Bombe ein, tötete acht, verletzte 14 schwer, wie Irene schrieb. Uns war glücklicherweise nichts passiert. Nur liessen wir Fleisch Fleisch sein, und im Eiltempo ging es wieder unter Beschuss nach Hause. Da die Arbeiten Ereignisse aufgreifen, die höchstens drei Jahre zurückliegen, kann man von hoher Authentizität ausgehen. Wenngleich Einschränkungen gemacht werden müssen. Annett Gröschner hat recherchiert, unter welchen Bedingungen die Aufsätze entstanden, nämlich am heimischen Tisch. In vielen Fällen dürften ältere Geschwister, Eltern oder Grosseltern geholfen haben. Sie alle hatten unter dem Einfluss der Nazipropaganda gestanden, doch sie wussten, dass jetzt ein anderer Ton gefragt war. Schliesslich war es die sowjetische Kommandantur, die grossen Wert auf die zügige Öffnung der Schulen gelegt hatte. Zwar wurden Plünderungen und Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten keineswegs verschwiegen, aber ebenso oft wurde hervorgehoben, dass die Russen der offizielle Begriff Sowjetmenschen hatte sich nicht durchgesetzt sich sehr viel besser verhielten als befürchtet. Wobei nicht alle stilsicher die richtigen Worte fanden, wenn sie die fremden Soldaten etwa zutraulich nannten. Im Mai 1946 wurde das Thema Rückkehr zur Normalität und Wiederaufbau ausgegeben. Ein gefahrvoller Weg, wie ihn Wolfgang aus der Strassburger Strasse beschrieb: In den Strassen lagen Granaten, Gewehre, Panzerfäuste und vieles mehr umher. Wolfgang beobachtete einen Sechsjährigen: Er spielte am Abzugshebel einer Panzerfaust, plötzlich ging das Ding los und mitten in eine Munitionskiste hinein. Sämtliche Kinder, die umherstanden, wurden zerrissen. Die 13-jährige Renate aus der Schliemannstrasse schilderte die Mühsal, die der Zusammenbruch der Wasserversorgung in den ersten Friedensmonaten mit sich brachte: Jeden Tag musste ich mich drei bis vier Stunden nach Wasser anstellen. In lange und breite Reihen von Menschen mussten wir, das heisst meine Freundin und ich, uns einreihen. Oft ging auch die Pumpe in der Dunckerstrasse entzwei, und wir mussten weit laufen, bis wir endlich einen Wasserhydranten fanden, der uns unsere Eimer füllte. Durch und durch nassgespritzt trugen wir dann die vollen Eimer, die nicht leicht waren, nach Hause. Abends, wenn wir müde und zerschlagen vom Anstehen heimkamen, musste man das Abendbrot beim letzten Stümpchen Talglicht, das Mutti noch hatte, einnehmen. Kein elektrisches Licht brannte, kein Radio spielte, weil die Stromleitungen zerstört waren. Der Juli 1945 brachte für Renate die erste gute Nachricht: Endlich lief das Wasser wieder auch in unserem Bezirk. Dann wurden die Elektrizitätswerke in Tätigkeit gesetzt. Das war eine grosse Überraschung für uns, als an einem Sonntag das Licht anging. Und im Januar 1946 die nächste Freude: Das Gas brannte wieder. Erst jetzt haben wir es erfahren, wie wichtig Wasser, Strom und Gas sind. Im April 1946 war das Strassenbild schon ein anderes, wie die 14-jährige Rosemarie schrieb: Die Schutthaufen, die meistens bis mitten auf den Fahrdamm reichten, sind entweder ganz weg, oder sie sind bis zur eigentlichen Häuserfront zurückgeschippt worden. Die Weissbierbrauerei in der Strassburger Strasse, die aussah, als könne sie nie wieder existieren, ist schon wieder halb ausgeflickt. Jetzt ist auch der ganz verwilderte Garten der Villa hergerichtet, und jeder Angestellte der Brauerei kann sich dort ein Beet anlegen. So sieht man, dass der Aufbau im vollen Gange ist. Ein Aufbau, das ahnten die meisten, der noch lange Zeit in Anspruch nehmen würde, aber, wie es in einem weiteren Aufsatz heisst, man darf sich der Hoffnung hingeben, dass in ferner Zukunft, vielleicht in zehn bis 20 Jahren, die dann in Berlin lebende und wohnende Bevölkerung wieder ein freundlicheres Stadtbild vor Augen haben wird. 1996, Halbleinen, wie neu, 256 x 203 mm, 1100g, 1. 376, Internationaler Versand, Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung.
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9783931337308 - Gröschner, Annett [Hg.]: Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab : Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946 : Herausgegeben vom Prenzlauer Berg Museum des Kulturamtes Berlin Prenzlauer Berg mit Unterstützung des Landesarchivs Berlin. Ausgewählt und eingeleitet von An
Gröschner, Annett [Hg.]

Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab : Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946 : Herausgegeben vom Prenzlauer Berg Museum des Kulturamtes Berlin Prenzlauer Berg mit Unterstützung des Landesarchivs Berlin. Ausgewählt und eingeleitet von An (1996)

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Sauberes und wohlerhaltenes Exemplar. Mit zahlreichen schwarzweissen Abbildungen. ISBN-10: 3931337308. EAN/ISBN-13: 9783931337308. Klappentext/Beschreibung: VERLAGSINFO: Jeder kennt heutzutage die immer wieder zitierten Dokumente des zerstörten Deutschland im Frühjahr 1945. In Ergänzung zu diesen häufig gezeigten und dadurch vertraut erscheinenden Zeugnissen erzählt die vorliegende Aufsatzsammlung vom Grauen des Krieges und dem Ausmass der Zerstörung nach Kriegsende, von dem ungewissen Warten in Luftschutzkellern, dem Zusammenbruch jeglicher Ordnung der letzten Kriegstage und den Anfängen neuen Lebens in den Ruinen Berlins. Nach Einstellung der Kriegshandlungen beschreiben hier Schüler die Organisierung des Alltags, die Beschaffung des Lebensnotwendigen, berichten von ersten Rechenaufgaben in der Schule zur Ermittlung des Glasbedarfs für die fehlenden Scheiben im Klassenraum. Kinder und Jugendliche erzählen über ihre Gefühle in ihrer kindlichen und damit direkten Sicht während der Ereignisse im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg vor über fünfzig Jahren. Die Aufsätze haben viele Autoren. Die Schüler schrieben sie u.A. zusammen mit ihren Geschwistern. Autorenporträt: Annett Gröschner, geboren 1964 in Magdeburg, 1983-91 Studium der Germanistik in Ost-Berlin und Paris, 1992-96 Historikerin im Prenzlauer Berg Museum, seit 1994 Beteiligung an verschiedenen Ausstellungs- und Buchprojekten, seit 1997 freie Autorin und Journalistin in Berlin. Auszeichnungen u. A. mit: dem Anna-Seghers-Stipendium der Akademie der Künste Berlin und dem Erwin-Strittmatter-Preis des Landes Brandenburg. Kostenloser und schneller Versand als DHL Paket mit Sendungsverfolgung! 1996, Halbleineneinband (Hardcover), Sehr guter Zustand, 25x20cm, 1032g, 1. Auflage 1996, 371 Seiten, PayPal, Banküberweisung, offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten).
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9783931337308 - Gröschner, Annett, Annett Gröschner und Annett Gröschner: Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab: Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946: Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946. Hrsg. v. . Museum d. Kulturamtes Berlin Prenzlauer Berg Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946
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9783931337308 - Annett schner, Annett Gröschner, Annett Gröschner: Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab: Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946: Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946. Hrsg. v. . . . Museum d. Kulturamtes Berlin Prenzlauer Berg Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946
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9783931337308 - Gröschner,Annett: Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab
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Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab (1996)

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ISBN: 9783931337308 bzw. 3931337308, vermutlich in Deutsch, KONTEXT Verlag, 1996, gebundenes Buch, gebraucht, akzeptabler Zustand.

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Von Händler/Antiquariat, Antiquariat Walter Nowak [1047826], göttingen, Germany.
Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946 Gewicht in Gramm: 550 leichte gebrauchsspuren,innen sauber, Books.
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